(Der Geschäftsführer lehnt an seinem Schreibtisch, Gesicht zum Publikum, und liest in einer Tageszeitung. Im Bühnenhintergrund eine halb geöffnete Tür, die zu einer Garderobe führt. Pause.)

DER GESCHÄFTSFÜHRER (über die Schulter): Hörst, wo bleibst d' denn?! Zeit ist Geld!

(Eine junge Frau beugt sich aus dem Türspalt. Sie trägt ein knappes Trikot und hält eine Wimpernzange in der Hand.)

DIE FRAU (mit slawischem Akzent): Bin gleich. (Verschwindet wieder.)

DER GESCHÄFTSFÜHRER: Ja, aber dalli! Weil eins sag' ich dir: Du kannst froh sein, dass du eine Arbeit hast. Die Zeiten werden härter. Demnächst stehen tausend Postlerinnen auf der Straße, na, und was glaubst d', wo die werden unterkommen wollen. (Schlägt mit dem Handrücken auf die Zeitung.) Da, in der Zeitung steht's auch. (Liest vor:) "Wer glaubt, die Krise würde vor unserem Land haltmachen, ist ein Träumer. Wir werden uns warm anziehen müssen, wenn wir sie überstehen wollen. Jetzt heißt es für uns alle den Gürtel enger schnallen, denn viel von dem, was uns bisher selbstverständlich erschienen ist, werden wir uns in Zukunft abschminken müssen." So ist das, verstehst?

(Lange Pause. Der Geschäftsführer blickt ungeduldig auf die Uhr.)

DER GESCHÄFTSFÜHRER: Wie lang dauert das denn noch?!

DIE FRAU: Bin schon!

(Sie tritt aus der Garderobe, in Trainingshose und einem dicken Rollkragenpullover. Um die Hüften hat sie, eng, einen Gürtel geschnallt. Alles Make-up, bis auf ein wenig Lippenstift, ist entfernt.)

DER GESCHÄFTSFÜHRER (entgeistert): Sag, bist du völlig -

(Er begreift, verdreht die Augen. Vorhang)