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Zehntausende Kreditkartendaten wurden ausspioniert, für die Kunden bestehe laut Polizei jedoch kein erhöhtes Risiko

Foto: AP/ Reiss

Der Verlust zehntausender Kreditkartendaten der Berliner Landesbank stellt nach Einschätzung des Datenschützers Thilo Weichert alle bisherigen Datenskandale in den Schatten. Dies sei nach dem derzeitigen Stand ein unglaublicher, einzigartiger Fall, was vor allem die Qualität der Daten betreffe, sagte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein der "Berliner Zeitung" (Samstag): Die Informationen stammten offenbar aus Datensätzen, die eigentlich höchsten Sicherheitsstandards unterliegen müssten.

Daten direkt am Zeitung geschickt

Bei der "Frankfurter Rundschau" war ein Päckchen mit Kreditkartendaten von Kunden aus ganz Deutschland eingegangen. Die Karten waren nach Angaben der "FR" von der LBB ausgegeben worden. Die Informationen wurden an die Redaktion der "Frankfurter Rundschau" geschickt, wie das Blatt berichtete. Die LBB nahm nach eigenen Angaben intensive Nachforschungen auf, hatte aber zunächst keine Informationen darüber, ob Kunden geschädigt wurden.

Leck beim Dienstleister

Offenbar stammen die Daten vom Dienstleister AtosWorldline, der für die Berliner Landesbank Abrechnungen erstellt. Der Datenschützer Weichert griff die Landesbank deshalb scharf an: "Das Weiterreichen selbst sensibelster Aufgaben an Dienstleister ist eine Achillesferse und ein enormer Kontrollverlust." Rechtlich sei die LBB aber dennoch für die Konsequenzen verantwortlich. Die LBB solle die Konten sofort sperren, sobald sie über Informationen verfüge, wer genau betroffen sei, verlangte Weichert.

Polizei: Geringes Risko

Die Polizei schätzt das Risiko für die Kunden allerdings als relativ gering ein. Nach einer "ersten Bewertung" könne mit den Daten aus Beständen der Landesbank Berlin (LBB) "kein großes Schindluder" betrieben werden, sagte ein Sprecher der Polizei in Frankfurt/Main. Anhand der Daten ließen sich beispielsweise keine Kartenkopien herstellen. Es sei auch unmöglich, Geld abzuheben. Die Frankfurter Behörden haben die Federführung bei den Ermittlungen.

Auch Geheimnummern

Der "FR" zufolge sind auf den Folien, sogenannten Mikrofiches, Namen, Adressen, Kreditkarten- und Kontonummern und Bezahlvorgänge zu sehen. Die Daten stammen demnach aus dem Jahr 2008. Viele Auflistungen bildeten die Einkäufe von Kunden im August ab. Auch Geheimnummern für Kreditkarten seien in der Sendung gewesen. Die "FR" hatte das Paket nach eigenen Angaben von einem Unbekannten erhalten. Betroffen seien auch Kreditkarten des Automobilclubs ADAC und des Internet-Bücherversands Amazon. (APA/dpa/AP)