Wien - Odd Horten ist ein schöner Name. Und weil "odd" im Englischen "seltsam, merkwürdig" bedeutet, passt er auch gut zur Hauptfigur von Bent Hamers Film O' Horten. Denn Horten (Bard Owe), ein Lokomotivführer kurz vor der Pensionierung, könnte man auch als schrulligen Kauz bezeichnen.

Ein Mensch der einstudierten Routinen, der tadellos und pflichtbewusst dahinlebt, gewissermaßen selbst wie auf Schienen läuft - und weil er lieber raucht als spricht, lässt sich auch schwer beurteilen, ob er mit diesem einförmigen Dasein zufrieden ist.

O' Horten gewinnt mit einer kleinen Abweichung an Dynamik. Horten langweilt sich bei der Abschiedsfeier, die ihm seine Kollegen bereiten, anschließend verirrt er sich auf dem Weg zu einem Freund, um dann bei einem kleinen Jungen zu übernachten, den er noch nie davor gesehen hat. In der Früh kommt er erstmals zu spät zu einer Dienstfahrt. Es ist die erste Unregelmäßigkeit, auf die mit hartnäckiger Konsequenz weitere folgen werden. Doch Horten, der sich auch in seinem Leben an Fahrpläne hielt, agiert von Mal zu Mal flexibler und lässt sich auf kleine Wagnisse ein.

Der norwegische Regisseur Bent Hamer hat sich bereits mit Kitchen Stories als Experte für komische Situationen empfohlen, die nur weniger Worte bedürfen. Damals wurde das Verhalten in Junggesellenwohnungen von einem Hochstuhl aus studiert. Mit einem ähnlich leicht ins Surreale verschobenen Blick beobachtet Hamer nun seinen Helden Horten dabei, wie er sich dem Unerwarteten gegenüber öffnet und langsam daran Gefallen findet. Die streng kadrierten Einstellungen, der lakonisch ausgebremste Humor erinnern an Kaurismäki, dessen soziale Treffsicherheit erreichen sie aber nicht.

Eine andere Referenz lautet eindeutig Jacques Tati. Ähnlich wie Monsieur Hulot zeigt sich auch Horten renitent gegen gewisse Anforderungen der modernen Lebenspraxis: Am Flughafen lässt er sich etwa wie ein Gepäcksstück hin und her chauffieren oder raucht eine seiner Pfeifen genüsslich auf der Rollbahn.

Hamer geht aber auch in diese Richtung nur ein paar Schritte mit seinem Vorbild mit - mehr als gesellschaftliche Implikationen interessiert ihn der emotionale Haushalt eines Mannes, der immer geradeaus fuhr und nun endlich einmal abheben möchte. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD/Printausgabe, 16.12.2008)