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Bernard Madoff 2007 während einer Diskussion im gemeinnützigen Philoctetes Center in New York. Seine Opferliste wird immer länger.

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In den Büros von Bernard Madoff in der New Yorker Third Avenue (Bild) herrscht hektische Betriebsamkeit.

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Stefan Zapotocky, Eigentümer der Bast-Beteiligungsgesellschaft.

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Hans Haumer, Ex-Erste-Chef – Aufsichtsrat der Vermögensberatung Anaxo.

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New York/Wien – Im milliardenschweren Betrugsfall um den Vermögensverwalter und ehemaligen Nasdaq-Verwaltungsratschef Bernard Madoff geraten die US-Aufsichtsbehörden immer stärker unter Druck. Laut Washington Post wurde die US-Börsenaufsicht SEC bereits 1999 in einem Brief auf die Aktivitäten Bernard Madoffs aufmerksam gemacht. Schon damals habe es die Vermutung gegeben, dass es sich bei Madoffs Investments um ein Betrugssystem handle, heißt es auf der Homepage der US-Zeitung. Der Investor soll die SEC auch beraten haben. Bis vergangene Woche habe es aber nicht einmal eine Routineuntersuchung gegeben.
Inzwischen wurde die Liquidierung von Madoffs Unternehmen verfügt, damit das noch vorhandene Geld den geschädigten Investoren zufließen kann. Dazu zählen neben Hollywood-Prominenz – wie Stephen Spielberg und Jeffrey Katzenberg – auch Anleger bei Großbanken in aller Welt.

Der erste Schlussstrich ist gezogen: Ein New Yorker Richter hat am Dienstag die Liquidierung von Bernard Madoffs Unternehmen verfügt. Diesen Schritt hatte der US-Anlegerschutzfonds SIPC beantragt, damit das noch vorhandene Geld den geschädigten Anlegern zugute kommen kann. Zu diesen zählt auch Hollywood-Prominenz: Regisseur Steven Spielberg und sein Partner und Chef des Trickfilm-Studios DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg.
In Österreich sind die Opfer weniger prominent, aber auch bekannt. Die Constantia Privatbank musste laut einer amtlichen Pflichtmitteilung die Rücknahme des Miteigentumsfonds "Constantia Absolute" aussetzen. Die zu 25 Prozent der Bank Austria gehörende Bank Medici hat am Dienstag erstmals Rechnung gelegt: 2,1 Mrd. Dollar (1,55 Mrd. Euro) beträgt das Gesamtvolumen der von dem Wiener Finanzinstitut aufgelegten Fonds "Herald USA Fund" und "Herald Luxemburg Fund" , beide von Madoff gemanagt. Davon seien 93 Prozent im Ausland von "internationalen institutionellen Anlegern" gekauft worden, hieß es. Die genauen Zahlen: 152 Mio. Dollar wurden in Österreich platziert – über österreichische Banken (hauptsächlich Bank Austria).
Die Fondsgesellschaft von UniCredit, Pioneer, hat ihre Anwälte aktiviert, die die Interessen der Anleger in den USA wahren sollen; die Primeo-Fonds wurden vorübergehend ausgesetzt.

Bank-Austria-Connection

In die Hedgefonds-Falle getappt ist auch die für ihre Fehlinvestments berühmt-berüchtigte steirische Gemeinde Hartberg. Sie hat 800.000 Euro in den "Alpha Prime Fund" investiert, Anfang Oktober 340.000 Euro davon verkauft, die restlichen 560.000 Euro sollten Ende Oktober abgegeben werden. Ob der Verkauf noch stattfand, "wissen wir derzeit nicht" , so Bürgermeister Karl Pack.
Zum Engagement in den von Madoff gemanagten "Alpha Prime Fund" sind die Hartberger über die Wiener Vermögensverwaltungsgesellschaft Anaxo gekommen.
Da schließt sich ein Kreis zu ExBank-Austria-Managern und zur verschwiegenen Bank Medici. Die Anaxo AG gehört, flapsig formuliert, alten Bankhasen. Zu je einem Viertel beteiligt sind Ex-Erste- und Giro-Chef Hans Haumer, der Ex-Chef-Treasurer der BA-CA, Peter Fischer, und die Brüder Helmut und Otto Randl. Anaxo-Aufsichtsratsvize ist der Ex-Banker und Ex-Börsechef Stefan Zapotocky, dem die Investmentgesellschaft Bast AG gehört. Er ist sehr bekannt mit Sonja Kohn, der 75-Prozent-Aktionärin der Bank Medici. Sie hatte die Primeo Fonds "erfunden".

Weitere personelle Verflechtungen

Freilich bestehen noch weitere personelle Verflechtungen: Karl Bruck, Ex-Bank-Austria-Mitarbeiter sowie Mitbegründer und Vorstandschef der Bruck Invest AG (BIAG; er ist mit 24 Prozent beteiligt so wie Walter Orisich) war von Jänner 2000 bis März 2004 Chef der Bank Medici. Anaxo-Aktionär Otto Randl sitzt in Brucks Aufsichtsrat.
Und: Bei der Totalpleite des "Bonds Bruck Invest Index Aktiv" (Virgin Islands) der BIAG hat Hartberg rund 800.000 Euro verloren, "da waren wir voll dabei" , sagt Bürgermeister Pack.
Erste Schadenersatzklagen in Österreich werden bereits geprüft. "Wir dachten, unser Geld liege bei einem Treuhänder. Dass es in Madoffs Unternehmen geflossen ist, war den Anlegern nicht bekannt" , sagt ein Investor. Daher will man gegen die Treuhänder – allen voran die HSBC-Luxemburg, mit der auch Medici einen Vertrag hatte, vorgehen.
In die Pflicht nehmen will der Investor – der bereits eine Anlegergruppe hinter sich hat, die in Summe 40 Millionen Euro investiert hat – aber auch die Bank Austria. Sie hat den Prospekt für die Primeo-Fonds erstellt. Auch dort sei mit keinem Wort erwähnt worden, dass die Treuhänder das Geld an Madoff weiter überweisen. (Renate Graber, Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.12.2008)