Wien - Die von dem Madoff-Skandal betroffenen und von der Bank Medici aufgelegten Herald-Funds sind seit Freitag geschlossen, sagte Vorstand Peter Scheithauer am Dienstagnachmittag. Auch bei einem Totalausfall werde das Wiener Finanzhaus heuer schwarze Zahlen schreiben. Die Bank Medici selbst habe Herald-Fonds gekauft, allerdings "viel viel weniger" als die verbleibenden 7 Prozent, die nicht ins Ausland gingen. Das Investitionsvolumen seines Hauses in Madoff stehe in "mehr als gesunder Relation zur Bank".

Der "Herald USA Fund" und der "Herald Luxemburg Fund" seien hauptsächlich an Banken, Versicherungen und Pensionskassen verkauft worden - auch in Österreich, so Scheithauer.

Die Bank Medici stehe in Kontakt mit den betroffenen Kunden und führe auch Gespräche mit der HSBC, der Depotbank für die Herald-Fonds. Außerdem werde sich das Finanzinstitut zusammen mit seinen Anwälten eine weitere Strategie überlegen. Welche rechtlichen Schritte konkret geplant sind, sei noch unklar.

Das Geldhaus, das zu 75 Prozent der Wiener Bankerin Sonja Kohn (siehe Artikel) und zu einem Viertel der Bank Austria gehört, habe außerdem rechtliche Beratung in Anspruch genommen - "mit dem Ziel, die Interessen ihrer Partner bestmöglich vertreten zu können".

Auch Pioneer-Anwälte aktiv

Auch die Fondsgesellschaft von UniCredit/Bank Austria, Pioneer, hat mittlerweile ihre Anwälte aktiviert, die die Interessen der Anleger in den USA wahren sollen, hieß es am Dienstag. Dass Schadenersatzklagen gegen Madoff Aussicht auf Erfolg haben werden, gilt allerdings als mehr als ungewiss. Vom angeblichen Vermögen dürfte kaum etwas für die um viele Milliarden weltweit Betroffenen überbleiben.

Unterdessen wurde in einer amtlichen Pflichtveröffentlichung datiert mit 15. Dezember auch in Österreich kundgemacht, dass Primeo Fund Cayman Islands mit Wirkung ab dem 12. Dezember 2008 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit beschlossen hat, dass die Berechnung des Nettoinventarwerts sowie die Ausgabe und Rücknahme von Anteilen des "Primeo Select Fund" sowie des "Primeo Executive Fund" vorübergehend ausgesetzt wird. Mit gleicher Verlautbarung wurde die Aussetzung eines vom Skandal betroffenen Constantia-Privatbank-Fonds ("Constantia Absolute") bekannt gemacht (siehe Artikel).

Kleinanleger nicht involviert

Typische Kleinanleger sind, so heißt es, auch in Österreich nicht unter den Opfern, zumal man bei den Primeo-Fonds erst ab einer Stückelung von 50.000 Euro einsteigen konnte. In der Bank Austria wurde heute auch darauf hingewiesen, dass bei Hedgefonds-Produkten der Risikoklasse 4 die Gefahr eines Totalverlusts bestehe und dies auch in den Beratungsprotokollen extra ausgewiesen sei.

In der österreichischen Fondsbranche, die inmitten der schwersten Finanzkrise seit mindestens 50 Jahren "in der Auslage" steht, ist man entsetzt über den neuen Betrugsskandal. Klar sei, dass die Welt gegen Betrug und Täuschung nie ganz gefeit sei, argumentieren die Notenbank und die Fondsindustrie unisono. Hedgefonds eigneten sich in der Risikostreuung zur minimalen Beimischung auch eines privaten Portfolios, aber "niemand soll um Gotteswillen alles auf eine Karte setzen", meinte Mathias Bauer, Chef der Raiffeisen Capital Management (RCM) und amtierender Präsident der europäischen Fonds-Vereinigung EFAMA, am Dienstag vor Journalisten in Wien.

"Lichter hätten aufleuchten müssen"

Man ist jedenfalls um Abgrenzung bemüht: Madoff sei "dem Hedge-Fonds-Geschäft zuzuordnen", befand Bauer, im Verständnis von "nicht regulierten gepoolten Lösungen", wobei er den Begriff Fondslösung vermeiden wolle, denn es handle sich nicht um Investmentfonds. Vor dem Geschäfts-Hintergrund und zweistelligen Renditeversprechen von Madoff sei eine solche Partnerschaft ein klares "no-go" gewesen, sagte Bauer heute für sein Haus. Wenn ein Unternehmen mit zwei Personen verspreche, doppelt so viel Volumen zu machen wie die Raiffeisen-Fondsgesellschaft mit 300 Leuten, so müssten "die Lichter aufleuchten." Heute sei evident, dass das Volumen bei Madoff nicht dagewesen, sondern nur "ausgewiesen" worden sei. (APA)