Ljubljana/Zagreb/Brüsse - Mit seinem Veto gegen die Beitrittsverhandlungen Kroatiens geht Slowenien offenbar auch auf Konfrontationskurs mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft. Während nämlich Kroatien noch am Dienstag Zustimmung zum jüngsten Kompromissvorschlag des EU-Ratsvorsitzes im Grenzkonflikt der beiden Staaten signalisierte, dürfte Ljubljana diesen Medienberichten zufolge abgelehnt haben. Paris hatte den Vorschlag diese Woche beiden Staaten zukommen lassen.

"Für Slowenien, so scheint es, ist dieser Vorschlag nicht annehmbar", berichtete die slowenische Internetausgabe der Tageszeitung "Delo" am Mittwoch. Aus französischen Diplomatenkreisen in Brüssel verlautete, man wisse von der Vetoankündigung des slowenischen Regierungschefs Borut Pahor. "Aus Ljubljana haben wir (aber) keine offizielle Bestätigung bekommen, dass Slowenien unseren letzten Vorschlag einer Erklärung (mit der Kroatien zusichern würde, dass es mit seinen auf EU-Ebene vorgelegten Landkarten den künftigen Grenzverlauf mit Slowenien nicht präjudiziere, Anm.) abgelehnt hat", hieß es nach Angaben der Zagreber Tageszeitung "Vecernji list" (Internetausgabe) in den Diplomatenkreisen.

Umstrittene Landkarten

"Die Aussage Pahors können wir nicht kommentieren, außer, dass wir uns sehr bemüht haben, und dass nun jeder seinen Teil der Verantwortung übernehmen muss", sagte der französische Diplomat der kroatischen Tageszeitung weiter. Pahor hatte am Mittwoch nach Beratungen mit den Chefs der slowenischen Parlamentsparteien angekündigt, dass Slowenien bei der nächsten Verhandlungsrunde mit Kroatien am Freitag elf der 15 zu behandelnden Verhandlungskapitel mit Kroatien blockieren werde. Grund dafür sind von Zagreb vorgelegte Landkarten, in denen von Slowenien beanspruchte Gebiete als kroatisch ausgewiesen werden.

Die EU-Ratspräsidentschaft hat vorgeschlagen, Kroatien möge mit einer rechtsverbindlichen Erklärung garantieren, dass diese Landkarten keinerlei Vorwegnahme des zwischen den beiden Staaten grundsätzlich vereinbarten internationalen Schiedsverfahrens im Grenzkonflikt darstellen. Ljubljana und Zagreb waren sich aber uneins über die genaue Formulierung der "Garantieerklärung". Slowenien forderte eine "wasserdichte" Lösung, um nicht über die Hintertür des kroatischen EU-Beitritts Teile seines Territoriums zu verlieren.

Sanader tritt um 17.30 Uhr vor die Presse

Der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader hat indes eilig eine Pressekonferenz angekündigt, die um 17.30 Uhr stattfinden soll. Dabei dürfte er erläutern, wie Kroatien auf die Vetoankündigung Sloweniens reagieren wird. Der slowenische Ex-Premier und jetzige konservative Oppositionsführer Janez Jansa sagte, dass es immer noch Möglichkeiten für eine Einigung gebe. Dazu müsste Zagreb die Forderungen Ljubljanas akzeptieren, was er aber bezweifle, sagte Jansa laut kroatischen Medienberichten. l (APA)