Leibovitz und die Arbeit
Flankierend zur großen Annie-Leibovitz-Ausstellung in der National Portrait Gallery in London gibt dieses Buch einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte und die Arbeitsweise der großen Fotografin. Als "Romantik des Ganzen" bezeichnet sie ihren persönlichen Zugang, bezieht sich auf Robert Franks Serie "Americans" sowie auf Irving Penn und Richard Avedon. In ihrer Autobiografie beschreibt die Meisterin des außergewöhnlichen Blickwinkels ihre Genesis von initialisierenden Reportagen während der Unruhen an der University of Berkeley bis heute und gewährt Einblicke in die Entstehungsgeschichte ihrer Kompositionen.

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Leibovitz philosophiert über Präsenz und Charisma, über unkonventionelle Konzepte, Masken, Rollenspiele, Nacktheit, Macht und Krieg und den "richtigen Moment": "Ich möchte immer etwas Unvorhersehbares erreichen, etwas, was man normalerweise nicht zu sehen bekäme. Wie das Bild sich dann letztlich entwickelt, bleibt trotzdem eine Überraschung." Höchste Empfehlung!
Annie Leibovitz: "At Work". Schirmer/Mosel 2008. 200 S., EURO 47,30
Bis 1. 2. 2009 ist in der Londoner National Portrait Gallery "A Photographer's Life, 1990-2005" zu sehen. Ab 22. 2. 2009 ist die Ausstellung bei C/O in Berlin zu Gast.

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Rolston und die Stars
"Schönheit ist der einzige Schutz, wie wir unserer elenden Angst vor schrecklichen, nackten Wahrheiten entkommen können: Verlassenwerden, Gebrechlichkeit, Tod, und letzten Endes die größte Angst: in Vergessenheit zu geraten." Dem entgegenzuwirken, inszeniert der einstmals von Andy Warhol protegierte Fotograf und Videoregisseur Matthew Rolston Stars in unterschiedlichsten Rollen: Beyoncé, Jessica Alba, J.Lo, Jay-Z, Salma Hayek, Penelope Cruz, Johnny Depp, Björk et alii sehen bei diesem mit dem idealen Licht spielenden Fotografen so hübsch aus, wie wir uns das gemeinhin vorstellen.

 

 

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Matthew Rolston
"beautyLIGHT"
teNeues 2008, 128 S., EURO 59,50

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Mannstein und der Sex
Das perfekt inszenierte Coverfoto (eine schwarz bestrapste Dame posiert samt historischer Standkamera) führt in der voyeuristischen Klischeehaftigkeit in die Irre. Cellina von Mannstein, ehemalige Assistentin des Provocateurs Terry Richardson, kokettiert mit dem Stilmittel falscher Erwartungen. Um subtile Erotik geht es in dem programmatisch "ImPerfect" betitelten Buch nämlich nicht. Dafür gibt es eine Achterbahnfahrt durch Halb- und Unterwelten.

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Im Fokus: Snapshots aus dem Alltag einer geschlechterübergreifenden New Yorker Künstler- und Varietészene. Die extremen, dekadenten Bilder apokalyptischer Dimension ergeben ein bizarres halluzinogenes Panoptikum aus ekstatischen Himmelfahrten und dazugehörigen bad trips. Trashig, sleazy, exzessiv, vulgär, kunstvoll, irritierend, abstoßend und anziehend. Wow!

Cellina von Mannstein
"Imperfect"
teNeues 2008, 144 S., EURO 46,30

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Vanity Fair und die Eitelkeiten
Die dekadenten, ikonografischen Inszenierungen moderner Göttinnen und Götter in "Vanity Fair" prägten die Bildsprache des 20. Jahrhunderts. Im Fokus: der Jahrmarkt der Eitelkeiten. Das Who's who der Protagonisten vor und hinter der Kamera ergibt ein Kompendium illustrierter Kultur- und Sozialgeschichte, ein imposantes Kaleidoskop an Dekadenz, Glamour, Macht, Leidenschaft und Reichtum, Luxus und Stil.

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Graydon Carter
"Vanity Fair Portraits 1913-2008"
Schirmer/Mosel 2008, 384 S., EURO 59,70

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York und die Künstler
Zwei unterschiedliche Welten präsentiert das OEuvre von Pat York. Die der Celebrities und der Kunst. Begonnen hatte die Ehefrau des Schauspielers Michael York 1962 als Modefotografin für Vogue, kollaborierte mit dem damals stilprägenden David Bailey. Intensiv sind ihre pragmatischen Reportagen, in denen sie bildende Künstler wie Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Jasper Johns oder David Hockney sowie Protagonisten der Filmszene wie Zeffirelli oder Fellini aus intimen Blickwinkeln porträtierte. Spätere Aufnahmen verlieren sich in künstlicher Beliebigkeit.

 

 

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Pat York
"Fame & Frame"
teNeues 2008, 96 S., EURO 30,-

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Rheims und die Oligarchin
Das warnende "Parental Advisory" sei dieser Buchempfehlung explizit vorangestellt. Als Agents provocateurs fungieren die Fotografin Bettina Rheims, die Schriftstellerin Catherine Millet und die Protagonistin Olga Rodionov, die, auf Wunsch ihres Ehemannes, eines russischen Oligarchen, in hocherotischen Posen für die öffentliche Ewigkeit porträtiert wurde. Auf den äußerst freizügigen Fotos bleibt keine Stelle ihres Körpers unveröffentlicht. Historische Inszenierungen der Kunstgeschichte werden ebenso zitiert wie der mondäne Porn-Chic der Centerfolds, Bondage und SM-Szenarien.

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Bettina Rheims
"Book of Olga"
Taschen 2008
Limitierte, signierte Auflage, 154 S., EURO 359,90

(Gregor Auenhammer/Der Standard/rondo/19/12/2008)

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