Linz - Eine ordentliche Portion "Jingle Bells Hip Hop Remix", verfeinert mit "Oh Holy night" von Ce-line Dion, gewürzt mit einer Brise "Oh Tannenbaum", abgerundet mit einem Hauch "Schneeflöckchen, weiß Röckchen" - und serviert wird der vorweihnachtliche Akustik-Mix in diversen Geschäften mitunter mit mehr als 80 Dezibel. Zum Vergleich: Ab einer Belastung von 80 Dezibel hat ein Betrieb laut Bundesgesetz für seine Mitarbeiter einen Gehörschutz bereitzustellen, der ab 85 Dezibel verpflichtend getragen werden muss.

Dem täglichen Ohren-Missbrauch in der Vorweihnachtszeit hat sich nun das Linz09-Projekt "Beschallungsfrei" angenommen. Ziel der Kampagne ist wieder deutlich mehr Ruhe in der Landeshauptstadt. "Es geht um die allmähliche Einführung von akustischen Ruhezonen. Wobei die Eindämmung der banalen oder brüllenden Hintergrundmusik nur ein erster Schritt ist", gibt Projektleiter und Komponist Peter Androsch den Ton an.

"Jeder Taxifahrer, jedes Geschäft, jedes Kaufhaus, jedes Restaurant decken die Kunden mit musikähnlichem Brei zu", kritisiert Androsch. Und genau in diesem musikalischen Brei rührt die Lärm-Task-Force von Linz09 jetzt kräftig um. Einige Dutzend Betriebe in Oberösterreich hat die "Beschallungsfrei"-Initiative bereits von mehr Ruhe im Geschäftsalltag überzeugt, am Freitag wurde der "Zwangsbeschaller 2008" gekürt. And the winner is: die Filiale der Bekleidungskette "Pimkie" an der Linzer Landstraße. Spitzenwert: 87 Dezibel. Durchschnittlicher Lautstärkepegel: 77 Dezibel. Die Geschäftsleitung nahm die Trophäe - ein Ohr mit einem Nagel im Zentrum - "dankend" entgegen. Am Tag der Überreichung war übrigens die Musikanlage im Geschäft defekt. Zufall, oder hat sich die Technik vor dem menschlichen Gehör verabschiedet? (Markus Rohrhofer, DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.12.2008)