Bild nicht mehr verfügbar.

Nachdenklicher Amtsinhaber: Präsident Fischer.

Foto: APA/Tatic

Bild nicht mehr verfügbar.

Wahlkämpfer mit staatsmännischem Format: Pröll.

Foto: AP Photo/Lilli Strauss

Bild nicht mehr verfügbar.

War im Parlament Fischers Nachfolgerin: Prammer.

Foto: APA - FOTO: GEORG HOCHMUTH

Wien - Er habe noch nicht „mit aller Konsequenz" darüber nachgedacht, was es bedeute, wenn er sich um eine zweite Amtszeit bewirbt. Mit dieser Aussage im Ö1-„Mittagsjournal" am Samstag hat Bundespräsident Heinz Fischer Spekulationen über die Vorbereitung der 2010 fälligen Präsidentschaftswahl genährt. In der SPÖ gibt es bereits Überlegungen, dass Fischer dessen Amtsnachfolgerin im Parlament, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, nachfolgen könnte.

Offen ausgesprochen wird das natürlich nicht - und das hängt nicht nur mit dem Respekt vor dem Amt und seinem Inhaber zusammen: In der Geschichte der Bundespräsidentenwahlen der Zweiten Republik hat sich bereits mehrfach bewährt, den Kandidaten spät zu nennen oder gar einen Überraschungskandidaten aufzustellen.

Das war 1974 so, als Bundespräsident Franz Jonas im Amt verstorben ist und der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky erstmals einen nicht aus dem Partei-Establishment stammenden Kandidaten aufstellte: Der parteilose Rudolf Kirchschläger gewann mit 153.471 Stimmen Vorsprung vor Alois Lugger. Lugger war von der ÖVP überraschend nominiert worden - bereits produzierte Werbemittel für den Ex-Parteichef Hermann Withalm wurden eingestampft. Geholfen hat es nichts.
Dafür gelang es der ÖVP 1992, den damals weitgehend unbekannten Diplomaten Thomas Klestil aufzubauen. Er gewann zweimal.

Diesmal ist in der ÖVP über eine Kandidatur noch nicht einmal gesprochen worden, versichert ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger dem Standard. Man warte auf Heinz Fischers Entscheidung (erwartet zur Jahresmitte 2009), und dann sei bis Jahresende Zeit, das weitere Vorgehen zu erörtern. Tritt Fischer nicht mehr an, dann hätte die ÖVP mit Erwin Pröll einen bewährten Wahlkämpfer mit staatsmännischer Statur im Talon.

Was aber, wenn Fischer antritt? Verzichtet die ÖVP dann (wie 1980 gegen Kirchschläger) auf einen eigenen Kandidaten, spart sie zwar Geld, riskiert aber parteiinternen Unmut. Sie könnte sich aber auf das Beispiel der SPÖ 1998 berufen, die gegen Klestil keinen Gegenkandidaten aufgestellt hat. Allerdings zeigen die Wahlen von 1980 und 1998 auch, dass in einem Wahlkampf mit einem sicher scheinenden Sieger Kandidaten mit bedenklichem Ruf eine Bühne bekommen: 1998 kam der lustige, aber politisch unbedarfte Baumeister Richard Lugner auf 411.378 Stimmen. 1980 bekam der NDP-Chef Norbert Burger immerhin 140.741 Stimmen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2008)