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Wer ein echter Autonarr werden will, muss früh aufs Auto speiben.

Auch von anderen Kollegen habe ich gehört, wie hingebungsvoll sie in ihrer Kindheit in die Autos ihrer Eltern gespieben haben. Entschuldigung: sich übergeben haben. Und zwar egal ob kleiner Fiat, großer Citroën, runder VW oder eckiger Simca. Anlassen, zweimal um die Ecke und schon setzte das erste Würgen ein.

Und dennoch tat das der Autoliebe keinen Abbruch. Man möchte fast meinen: im Gegenteil. Wer die Phase der schweren Übelkeit besonders lange und intensiv durchlitten hat, der hat eine besonders enge Verbindung zum Thema Automobil aufgebaut. Und letztendlich hat die Überwindung der Übelkeit, so mit 15, 16 Jahren, dem ganzen Thema auch einen positiven Aspekt verliehen. Dann wollte man eh nicht mehr mit seinen Eltern gesehen werden, egal ob im selben Auto oder sonst wo, das war auch so eine Phase, die ein paar Jahre dauerte.

Die jetzigen Kleinen gehen ganz unverkrampft an das Thema heran: Sie schlafen, sobald sie im Auto festgezurrt werden. Egal ob das jetzt Leos Timo ist oder Timos Nicola: Sobald der Motor angelassen wird, setzt das große Ratzen ein. (Und dann sind sie ja am liebsten.)

Ich prophezeie hier: Die große Übelkeit kommt noch. Wenn aus diesen beiden Kindern autointeressierte Menschen werden sollen, und das steht bei den väterlichen Neigungen außer Frage, muss zuerst die Phase des Autobedingten Speibens durchlitten werden. Da werden der Timo und die Nicola keine Ausnahmen machen. Und dann wird es Erklärungsbedarf bei den Testautos geben. Ich tausch mich mit so einem stinkerten Auto jedenfalls nicht zusammen. Diese Phase habe ich hinter mir. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 19.12.2008)