Moskau - Im Streit um einen Gaslieferstopp haben Russland und die Ukraine erneut keine Lösung gefunden. "Wir haben noch keine Vereinbarung", sagte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin am Montag nach einem Telefongespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko. Hochrangige russische und ukrainische Energie-Experten waren am Montag zu erneuten Verhandlungen in Moskau zusammengetroffen, um in letzter Minute nach Auswegen zu suchen.

Russland hat gedroht, die Gaslieferungen ab kommenden Jahr in die Ukraine einzustellen, falls das Land nicht seine Schulden bezahlt. Ein Stopp der russischen Gaslieferungen an die Ukraine könnte auch zu einer Beeinträchtigung der Gasversorgung Westeuropas führen.

Vier Mal Streit in vier Jahren

Bei ihrem vierten Gas-Streit binnen vier Jahren hatte Russland die von der Finanzkrise schwer getroffene Ukraine am Wochenende dazu aufgefordert, ihre Gas-Rechnung von umgerechnet 1,4 Mrd. Euro zu begleichen, um einen Lieferstopp zu verhindern. Die Ukraine behauptet indes, dass die Summe geringer und erst im nächsten Jahr zahlbar sei.

Der russische Gasmonopolist Gazprom warnte Deutschland und andere Kunden in Europa bereits vor einer "Störung der Lieferstabilität", falls Russland kein Gas mehr in die Ukraine liefert. Rund 80 Prozent des für Europa bestimmten russischen Erdgases fließen durch die Ukraine. Gazprom und Branchenexperten gehen jedoch davon aus, dass die Ukraine Europa zumindest zeitweise mit ihren eigenen Reserven bedienen kann. Die Ukraine will nach eigener Darstellung den Transit nach Europa garantieren.

Vor zwei Jahren hatte Gazprom der Ukraine zeitweise den Gashahn zugedreht, wovon auch Lieferungen nach Westeuropa beeinträchtigt worden waren. Im März dieses Jahres hatte Gazprom erneut seine Lieferungen an die Ukraine wegen eines Streits um die Begleichung von Schulden und den Abschluss eines Lieferabkommens für 2008 schrittweise vorübergehend um die Hälfte gedrosselt. Russland gründete erst in der vergangenen Woche mit elf anderen Gas-Förderländern ein Kartell nach dem Vorbild der OPEC. Dies schürte in Europa und den USA die Sorge vor steigenden Preisen. (APA/Reuters)