Selbst routinierte Bleigießer sehen sich derzeit außer Stande, aus amorphen Figuren und Gestalten die Zukunftsaussichten abzulesen.

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So ungewiss wie ihre pekuniäre Ausstattung war die Zukunft der Forschungsförderer in Österreich seit Jahren nicht mehr. Es droht, was für Fördereinrichtungen Anfang des Jahrtausends Normalzustand war: Anhaltende Trockenheit bei staatlichen Investitionen, die sich angesichts der Wirtschaftskrise zu einer Dürre auswachsen könnte. Erinnerungen an unselige Zeiten der Vorgriffe (mittels Haftungsübernahmen) auf zukünftige Budgets werden wach, mit denen sich der gewerbliche Forschungsförderungsfonds FFF (ging 2004 in der Forschungsförderungsgesellschaft FFG auf, Anm.) über Wasser halten musste.

Es fehlen, rechnen Spitzenbeamte in den drei mit Innovationsförderung betrauten Ministerien (sehr zum Leidwesen der Budgetexperten des Finanzministeriums) unermüdlich vor, allein in der angewandten Forschungsförderung pro Jahr an die 500 Millionen Euro an Pauschalvorsorge. Dieser Terminus bezeichnet die Kriegskasse, mit der man die Schlacht um die hellsten Köpfe und innovativsten Produkte finanziert und drei Prozent Forschungsquote erreicht werden sollen. Dass Quoten (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) in Zeiten von Krise und Rezession über Bord geworfen werden, sollte insbesondere für Forschung und Entwicklung nicht gelten, mahnen Wirtschaftsforscher. Wifo-Chef Karl Aiginger nennt Investitionen in Weiterbildung und F&E sogar unerlässlich, um die Krise durchzutauchen und Wettbewerbsvorteile aufbauen zu können.

Wie es weitergehen wird und vor allem woher die fehlenden Milliarden kommen sollen, weiß man vier Wochen nach der Regierungsbildung auch im Verkehrsministerium noch nicht. Dafür übt man sich im Haus in der Radetzkystraße, das üblicherweise für 40 bis 50 Prozent des Forschungsbudgets zuständig ist, in Zweckoptimismus und verweist auf die Goldschürfer unter den Experten des Finanzministeriums. Sie rechnen (bis 6. Jänner urlaubsbedingt) Tag und Nacht rauf und runter und suchen Möglichkeiten der Umschichtung. In zwei Wochen wolle man Klarheit haben, zumindest aber wissen, wohin die Reise geht, heißt es im Kabinett von Verkehrsministerin Doris Bures.

In zwei Wochen, am 15. Jänner, findet praktischerweise der zweite "Runde Tisch" statt. An diesem Donnerstag versammeln sich, wie bereits am 15. Dezember, der Forschungsrat (vertreten durch Knut Consemüller und Günther Bonn) und die Entscheidungsträger aller Forschungsfördereinrichtungen. Sollte bis dahin noch keine Geldquelle aufgespürt sein, wollen sie einen Schlachtplan entwerfen.

Deutlicher wird hingegen Hannes Androsch. Der Industrielle, Universitätsrat und Mäzen der Akademie der Wissenschaften fordert die Bundesregierung auf, endlich einzugestehen, "dass sie sich beim Budgetpfad im Regierungsprogramm vergogelt" hat. Es sei ebenso wenig zu halten wie die Maastricht-Neuverschuldung. Wer immer dafür verantwortlich sei, dass in der Forschung bis 2013 fast zwei Milliarden Euro fehlen, "jetzt ist der Finanzminister gefragt", stellt Androsch klar, "er muss das Problem lösen." Lösen heißt demnach: pro Jahr 500 Millionen Euro zusätzlich sowohl für angewandte Forschung als auch für die Universitäten. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2008/01.01.2009)