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Autor von 36 Filmen, 30 Romanen: Johannes Mario Simmel

 

 

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Johannes Mario Simmel  2005 in der Deutschen Botschaft in Bern mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

 

 

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Wien/Zug - Sieben Pseudonyme brauchte Johannes Mario Simmel schon als junger Journalist: um die Menge und die Themenbreite seiner Artikel nicht gänzlich unglaubhaft scheinen zu lassen. So schrieb der studierte Chemiker für die Illustrierte Quick Reisereportagen, verfasste naturwissenschaftliche Serien und beriet die prüden Leser der Fünfzigerjahre in einer wöchentlichen Sexualkolumne. Das war in Deutschland, angefangen hatte er mit dem Journalismus jedoch 1948 als Kulturredakteur in Wien, jener Stadt, in der er am 7. April 1924 geboren, aus der er mit seinen Eltern als Jude nach London emigriert war und in der 1947, im Zsolnay Verlag, sein erster Novellenband erschien, Begegnung im Nebel. Geschrieben hatte er ihn als 17-Jähriger.

Der Journalismus allerdings konnte Simmel trotz der sieben Pseudonyme nicht auslasten. So verfasste er nebenher Drehbücher für immerhin 36 Filme, darunter Hotel Adlon oder Stefanie. Und nicht zu vergessen: die ersten der dickleibigen Romane, wie Gott schützt die Liebenden (1956) oder Affäre Nina B. (1958).

1960 schließlich trat der Geheimagent Thomas Lieven in den Simmel-Kosmos. Es muss nicht immer Kaviar sein wurde der erfolgreichste Roman des Erfolgsverwöhnten: In über 30 Sprachen übersetzt, erreichte er eine Auflage von über 30 Millionen Exemplaren, wurde verfilmt und zur Fernsehserie. Weitere Bestseller seiner gut recherchierten "Faction"-Romane, wie Simmel selbst sie nannte, folgten nahezu jährlich.

Fast alle befassten sich mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen, kombiniert mit amourösen Verwicklungen: In Bis zur bitteren Neige etwa thematisierte er Probleme des Alkoholismus, in Und Jimmy ging zum Regenbogen den Handel mit biologischen Waffen oder später in Doch mit den Clowns kamen die Tränen das Thema der Genmanipulation und in Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche die globale Umweltzerstörung.

Politisches Engagement

Auch sonst äußerte sich Johannes Mario Simmel, dessen Großvater zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gezählt hatte, engagiert politisch. Noch 2004 sprach er sich, achtzigjährig, gegen die blau-rote Koalition in Kärnten aus und brach aus Protest mit der Sozialdemokratischen Partei.

Er selbst hatte seit Jahrzehnten mit seiner Familie in der Schweiz gelebt. Seit einiger Zeit pflegebedürftig, starb Johannes Mario Simmel am Donnerstag, dem 1. Jänner, in einer Altersresidenz in der Nähe von Zug. (Cornelia Niedermeier / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.1.2009)