Wien - Für einen längeren Ausfall sämtlicher Gaslieferungen aus Russland nach Österreich, wie dies seit heute Früh der Fall ist, bereitet der heimische Energieregulator eine Reihe von Notmaßnahmen vor, die bis zum Abstellen von Industrieanlagen gehen. Als erstes wären von den Einschränkungen also industrielle Großabnehmer betroffen. Die E-Wirtschaft stellt indes bereits Kraftwerke von Gas- auf Ölbetrieb um.

Da wegen des Konflikts mit der Ukraine aus Russland kein Erdgas mehr nach Österreich kommt - auch das Norwegen-Gas für Österreich strömt physikalisch via Russland zum Knoten Baumgarten - geht die E-Control mit einer Reihe von "Krisenmaßnahmen" in den heutigen Energielenkungsrat, der ab 13 Uhr im Wirtschaftsministerium tagt. Sollten freiwillige Verbrauchseinschränkungen oder etwa die Umstellungen auf Öl etwa in der Stromerzeugung nicht mehr reichen, würde Minister Reinhold Mitterlehner die Drosselung von Industrieanlagen anordnen müssen. Über derartige Maßnahmen hat am Mittwoch der E-Control-Krisenstab beraten, der bereits am Dienstag in Permanenz getagt hat.

"Derzeit sind wir ausreichend versorgt - jedenfalls bis Sonntag", vso Energie-Control-Gasexperte Michael Schmölzer auf die gut gefüllten Erdgaslager. Auch sei der Verbrauch angesichts der Fenstertage derzeit nicht hoch. "Wir fürchten uns aber vor der Montagsspitze am 12. Jänner." Kritisch könnte es nämlich dann werden, wenn der Verbrauch auf mehr als 1,7 Mio. m3 pro Stunde steigt, das ist die maximale Menge, die die Gaslager hergeben.

Notvorkehrungen

Zuletzt seien die Verbrauchsspitzen meist zwischen 1,3 und 1,6 Mio. m3 pro Stunde gelegen, am heutigen Mittwoch bei 1,4 bis 1,5 Mio. m3, "wir kommen also noch recht gut aus", so Schmölzer. Sollte allerdings am kommenden Montag der Bedarf plötzlich auf 2 Mio. m3 pro Stunde oder mehr zu klettern drohen, müssten unverzüglich Notvorkehrungen bis hin zu Zwangsabschaltungen gesetzt werden - alles unter der Voraussetzung, dass weiter kein Gas aus Russland kommt.

Deutschland habe den Vorteil, dass Erdgas physikalisch auch aus den Niederlanden und Norwegen bezogen wird, betont Schmölz - Einfuhren, die laut deutschem Wirtschaftsminister Michael Glos bei Bedarf ausgeweitet werden könnten. Von der vergleichsweise guten Versorgungslage in Deutschland profitiere derzeit Vorarlberg und Tirol, so der E-Control-Experte: "In Ostösterreich importieren wir physisch Erdgas nur über Baumgarten aus Russland." Normalerweise kämen 100 Prozent der heimischen Gasimporte bzw. 80 Prozent des österreichischen Gasaufkommens physikalisch über die Ukraine. (APA)