Horror, der vom Hören kommt: Die Steirerin "Soap & Skin" .

 

 

Foto: monkey/ hoanzl

Diverse Interpreten - In 3 Tagen bist Du tot 2 (Monkey/Hoanzl)

 

 

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Zu den wesentlichen Einschnitten im Leben zählt wohl jener, der es einem ab einem bestimmten Alter unmöglich macht, Horrorfilme mit Genuss oder wenigstens ohne aufkommende Langeweile oder Widerwillen gegenüber blöden Plots zu betrachten. Das mag zum einen am erwachsenen Wissen liegen, dass beim Metzger eingekaufte Innereien und Schweinsblut durchaus sinnvoller als auf der Leinwand verarbeitet werden können. Essen, der Sex des Alters und so. Zum anderen - der junge Mensch versteht das noch nicht so gut - ist angesichts des Todes bekanntlich sowieso alles lächerlich. Dramaturgisch überzogene Sterbeszenen inklusive. Viel schlimmer als der Horror vacui, der Drang zu Ereignisballung und blutiger Ausmalung leerer Innenräume in sonst unbehausten Waldhütten, gestaltet sich der Horror, der in einem hochkriecht, wenn man weiß, dass nach so einem Film draußen im Leben alles wieder so langweilig weitergehen wird wie vorher.

Deshalb kann an dieser Stelle auch die Güte des derzeit in den Kinos laufenden österreichischen Beuschlreißers "In 3 Tagen bist Du tot 2" nicht beurteilt werden. Mag der erste Teil dieser Erfolgsstory in Sachen rot-weiß-rotes Kinogemetzel mit Blair-Witch-Project-Wackelkamera und jeder Menge oberösterreichischem Lokalkolorit auch noch so groß gewesen sein. Woher die rot-weiß-rote Nationalflagge der Legende nach kommt, kann man übrigens auch einmal googlen. Keine Frage, die Blutsuppe hat in Österreich seit jeher Konjunktur.

Neben schicken Lifestyle-Interviews mit der jungen Hauptdarstellerin Sabrina Reiter erweist sich derzeit ganz grundsätzlich vom Phänomen her der zum Film gehörige Soundtrack als wesentlich interessanter. Bei dem vertraut man nicht etwa auf die sonst im Genre längst zum banalen Klischee verkommene, böllernde und greinende Metal-Musik internationalen Dumpfbackenzuschnitts. Zu deren harten, schnellen Riffs kann das aus fünf Meter tiefen Wunden spritzende Blut so schön mit drei verschiedenen Kamerapositionen zu einem schicken Videoclip für eilige Voyeure geschnitten werden.

Der Soundtrack von "In 3 Tagen bist Du tot 2" vertraut erstens lieber ausschließlich auf heimische Kost. Zweitens schleicht sich das Grauen über den Soundtrack auf durchaus ungewohnten, leiseren und bedachtsamer gesetzten Sohlen an. Neben einem üblich düster-dräuenden Orchester-Score von Matthias Weber findet sich so auf der vorliegenden CD eine Leistungsschau heimischer Musik, die man früher wohl als Underground in all seinen Facetten bezeichnet hätte - und heute wohl als FM4-Musik kategorisiert. Immerhin wurden die 14 Songbeiträge vom mit dem Sender eng verbundenen Walter Gröbchen kuratiert, dem Betreiber des heimischen Monkey-Labels. Dieses sticht künstlerisch nicht gerade durch Über- und Wagemut hervor, bietet aber neben massenkompatibler TripHop- und Coffee-Lounge-Ware immer wieder Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau.

So finden sich hier auch einige übliche Verdächtige ein. Düster-heimeliger und etwas ambitionsloser Electro-Pop von TNT Jackson oder Bunny Lake. Avanciertes und mitunter auch tolles, handwerklich jedenfalls ausgereiftes Songwriting von Trouble Over Tokyo, David Lipp & die Liebe und dem großen Grazer Son Of The Velvet Rat. Und böser, aber eh lieber Gitarrenhau von When The Music's Over oder Stereoface.

Dass Didi Bruckmayr wenigstens mit seinem Beitrag "Here Come The Assholes" vom 2007 von der eigenen Plattenfirma kommerziell versemmelten, grandiosen Poptragöden-Album "A Little Warning From The Pimps" späte Genugtuung über hoffentlich heftig fließende Tantiemen zuteil wird, tröstet dann allerdings erheblich. Über die junge steirische Elektronik-Songwriterin Soap & Skin, deren "Mr. Gaunt Pt. 1000" im Filmabspann läuft, muss man sich hoffentlich keine Sorgen machen. Ihr im Frühjahr kommendes Albumdebüt wird bereits international heftig nachgefragt. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.1.2009)