Wien - Europas größte Volkswirtschaft, Deutschland, startete in das Wirtschaftsjahr 2009 mit einem Flop. Sechs Milliarden Euro wollte sich die Bundesrepublik am Kapitalmarkt beschaffen, auch um die Konjunkturpakete zu finanzieren. Doch der deutsche Finanzminister wurde mangels Nachfrage von Investoren enttäuscht. Nur zwei Drittel des Volumens wurde gezeichnet. Experten beurteilen das als schlechtes Omen für andere Länder. Einige Politiker wollen daher mit zusätzlichen Ausgaben knausern, etwa Tschechiens Finanzminister Miroslav Kalousek. Er warnte seine Kollegen in der Europäischen Union jüngst vor den Folgen einer zusätzlichen Konjunkturspritze in Höhe von 200 Milliarden Euro. Die Risiken könne man kaum abschätzen, die sich mit der expansiven Wirtschaftspolitik einiger Länder ergeben, so Kalousek. Der tschechische Finanzminister befürchtet insbesondere weitere Verwerfungen auf dem Markt für Staatsanleihen, vergleichbar den deutschen Problemen.

Meyrick Chapman, verantwortlich für Anleihen bei der UBS, warnte davor, dass eine gescheiterte Auktion der deutschen Bundesanleihen "auf Probleme für andere Regierungen hinweist, selbst Geld an den Kapitalmärkten zu erhalten. Vor der Finanzkrise sind deutsche Auktionen nie gescheitert."

Staatsschulden kosten viel

Für Österreich haben sich diese Befürchtungen noch nicht bewahrheitet. Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (Öbfa), die für die Platzierung der Anleihen verantwortlich ist, konnte erst gestern eine Drei-Milliarden-Euro-Anleihe erfolgreich am Markt absetzen. Notenbanken und professionelle Investoren, zur Hälfte aus nicht europäischen Ländern, haben die Anleihe im Auktionsverfahren erstanden. Der Erfolg der jüngsten Auktion zeige Österreichs internationales Standing am Kapitalmarkt, ist Martha Oberndorfer, Geschäftsführerin der Öbfa, überzeugt. Doch obwohl die Nachfrage nach dem österreichischen Papier von Investorenseite gegeben war, ist in den letzten Monaten ein anderes Problem aufgetaucht: hohe Kosten für die Staatsschulden.

Am Kapitalmarkt werden österreichische Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit derzeit mit 3,83 Prozent Rendite gehandelt, deutsche Bundesanleihen jedoch nur mit 3,03 Prozent. Österreich zahlt damit 80 Basispunkte mehr für seine Staatsschulden. Bei einer Anleihe im Wert von drei Milliarden Euro entspricht dieser Aufschlag Mehrkosten von 24 Mio. Euro pro Jahr. Die Zinssenkungen der Notenbank in den letzten Monaten kommen damit nicht voll an. Diese "Risikoprämien" auf österreichische Staatsanleihen könnten trotz der relativ starken heimischen Wirtschaft dieses Jahr noch höher werden, befürchtet Oberndorfer. Die Lage Österreichs ist im Vergleich aber komfortabel. Staaten wie Irland, Italien oder Griechenland zahlen für zehnjährige Schulden Zinsen zwischen 4,33 und 5,28 Prozent. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11.1.2009)