Graz – Großflächige Plakate, auf denen Bordelle oder bordellähnliche Betriebe (Letztere sind Lokale, in denen Prostitution angebahnt wird) werben, soll es im Grazer Stadtbild bald nicht mehr geben.

Ein diesbezüglicher, von den Frauensprecherinnen der Grazer VP und Grünen, Sissi Potzinger und Daniela Grabe, initiierter Antrag wurde am Donnerstag im Grazer Gemeinderat mit den Stimmen von KP und SP beschlossen. Darin appelliert die Stadt Graz an den steirischen Landtag, über das Landes-Prostitutionsgesetz ein Werbeverbot zu erwirken.

Keine "Kriminalisierung der Prostitution"

Grabe betonte im Gespräch mit dem Standard, dass es den Politikerinnen nicht um eine "Kriminalisierung der Prostitution" gehe. Vielmehr kämpfe man gegen das Bild der "Frau als Ware", das sich auf Plakaten auch oft Kinder auf dem Schulweg ansehen müssten. Ein weitererer Aspekt sei "der Nationale Aktionsplan gegen Menschenhandel gewesen". Nur BZÖ und FPÖ stimmten gegen den Antrag.

Plakat des Anstoßes

Dem Appell ging vor Weihnachten einige Aufregung um Plakate des größten Grazer Bordells voran, die von der städtische Firma "Ankünder" affichiert worden waren. Darauf wurden spärlich gekleidete Frauen als "Christkinder" inszeniert.

Die Katholische Frauenbewegung protestierte gegen das Sujet und erfuhr Unterstützung quer durch die Parteien.

"Bordelle brauchen eh ka Werbung"

Ankünder-Geschäftsführer Josef Karner befürwortet das Verbot im Standard-Gespräch. Der Werberat und er hätten nichts gegen das Sujet tun können, da die Frauen nicht nackt waren. Zudem würden andere Firmen die Plakate aufhängen, "wenn es nicht ein Gesetz für alle verbietet". Diese Vermutung bestätigt der Chef der Plakatwerbefirma "Perspektiven", Hannes Kartnig: "Wenn ich das Geld brauche, hänge ich es auch auf!" Doch er räumt ein: "Die Bordelle brauchen eh ka Werbung!" (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.1.2009)