Sarah Morris' "Beverly Hills Municipal Court" aus dem Jahr 2006.

Foto: Sarah Morris

Wien – Ohne Muster keine Balz. Pfau, Mandrill und Paradiesvogel haben begriffen: Das üppigere Muster gewinnt im Liegen. Wer bloß blass gescheckt ist, muss sich mühsam im Zweikampf beweisen, ehe er zur tätigen Arterhaltung zugelassen wird. Der menschlichen Einsicht in die ewige Wiederkehr dieses hormonbasierten Prinzips ist das Ornament zu verdanken

Und Adolf Loos zum Trotz kommt es bis heute vor, dass das Ornament seinen Träger bestimmt, und nicht umgekehrt. Der Zierrat ist nicht kaputtzukriegen. Nach wie vor spendet das Ornament Trost angesichts des GründendChaotischen, auch oder noch viel mehr dann, wenn dessen ursprüngliche Bedeutung längst vergessen, das einst Abstrahierte nicht länger mehr nachvollziehbar ist. Oder das vermeintlich nur dekorative Muster einer anderen Kultur entlehnt und also fahrlässig zum reizenden Einsatz auf Vasen und Tapeten, Teppichen und Fassaden gebracht wurde.

Aber Achtung: Man darf gerade heute das subversive Potenzial des Ornaments nicht vergessen. Der Geborgenheit im Wiedererkennungswert geht bei näherer Betrachtung gerne einmal der Polster verloren. "Die Macht des Ornaments", wie sie eben in der Orangerie des Belvedere, kuratiert von Sabine B. Vogel, vorgeführt wird, ist größer, als der Kitschverdacht mitdenkt.

Nicht unbedingt beim Zeitgenossen Philip Taaffe der seit den postmodernen 1980er-Jahren nicht müde wird, kunstmarktgestützt ornamentale Flachware über die Sofas potenter Sammler zu drapieren. Und vielleicht auch nicht in den Farbstiftzeichnungen der Adriana Czernin, in denen die in komplexe Muster eingewobenen Frauen schlicht zu gelassen wirken, als dass man annehmen könnte, sie hätten sich im Netzwerk verheddert. Wohl aber bei den Tapeten von Parastou Forouhar, die fein gezeichnete Folterszenen zu einem jede Kinderzimmerwand füllenden Bildlexikon der Top-Ten-Gräueltaten endlos aneinanderklebt.

Was in der Schau mit Klimts Wasserschlangen, mit Textilentwürfen Josef Hoffmanns und Carl Otto Czeschkas Illustrationen zu den Nibelungen eingeleitet wird, führt in der unmittelbaren Gegenwart zu Unterminierungsstrategien geläufiger ethnischer Zuschreibung, zu nur vermeintlich islamischen Bildsprachen oder ganz simpel zu Mustern mit absichtsvollen Fehlstellen. (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 20.01.2008)

Bis 17. 5.