Nach einer Unterbrechung von rund zwei Wochen fließt wieder Gas von Russland über die Ukraine in die EU. Das bestätigten die von der EU-Kommission entsandten Beobachter. Das russische Gas hatte amNachmittag bereits die Slowakei erreicht, Dienstagabend dann Österreich, auch Bulgarien ist wieder versorgt.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte am Dienstag, man müsse die Lehren aus der Gaskrise ziehen, auch wenn das Gas jetzt wieder fließe. Wichtig sei es, die Vernetzung der einzelnen EU-Ländern untereinander auszubauen, Speicher zu errichten sowie verstärkt auf alternative Anbieter zu setzen. "Die Gaskrise darf kein alljährliches Ereignis zum Jahreswechsel werden."

Im Kern drehte sich der Konflikt um die Transitgebühren, die die Ukraine für die Weiterleitung des Gases bekommt. Derzeit sind dies 1,70 Dollar pro 1000 Kubikmeter und 100 Kilometer. Um das Gas allerdings über die großen Entfernungen in Schwung zu halten, sind alle 150 bis 200 Kilometer gasbetriebene Turbinen nötig. Diese Turbinen werden mit "technischem" Gas betrieben.

"Verlustgeschäft"

Bei voller Auslastung der Pipelines mit bis zu 400 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag benötigen die Turbinen bis zu 21 Millionen Kubikmeter. Russland war der Auffassung, die Ukraine müsse für das technische Gas aufkommen, die Ukraine betrachtete dies als russische Angelegenheit. "Falls die Ukraine für das technische Gas aufkommen müsste, wäre der Transit unter aktuellen Bedingungen ein Verlustgeschäft" , hieß es in Kommissionskreisen.

Russland und die Ukraine haben nun einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen, der für heuer vorsieht, dass die Ukraine das technische Gas bezahlt, dafür aber für seinen eigenen Verbrauch einen Rabatt von 20 Prozent bekommt. Ab 2010 sollte Russland für das technische Gas aufkommen, die Ukraine muss dafür dann Marktpreise für den Eigenverbrauch zahlen.  (Michael Moravec aus Brüssel, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2009)