Partnerschaften finden sich oft im Straßenbild wieder, wie die nach dem Tokioter Stadtteil benannte Katsushikastraße in Floridsdorf

Foto: STANDARD/Corn

Der Armenier Johannes Diodato hat den Kaffee nach Wien gebracht. Nach dem Handelsmann wurde der Johannes-Diodato-Park in Wien-Wieden benannt

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Wien – Manche Bezirkspartnerschaften klappen so gut, dass echte Lebenspartnerschaften daraus entstehen. "Eine unserer japanischen Dolmetscherinnen hat vor ein paar Jahren nach Floridsdorf geheiratet", erzählt Dagmar Exl-Biedermann vom Bezirksamt im 21. Bezirk. 1987 wurde der Partnerschaftsvertrag mit dem Tokioter Stadtteil Katsushika unterzeichnet, viermal war die Büroleiterin von Bezirksvorsteher Heinz Lehner (SP) bereits in Tokio.

Zilk holte Antiheld "Tora-San" nach Wien

Es waren das japanische Pendant zum "Mundl" und der damalige Bürgermeister Helmut Zilk, die die enge Verbindung zwischen Floridsdorf und Katsushika eingefädelt haben. Zilk hat in Japan die beliebte Serie "Tora-San" gesehen, die in Katsushika spielte. Zilk setzte alles daran, dass ein Tora-San-Film in Wien gedreht wird. Floridsdorf entpuppte sich als idealer Drehort, und so konnten Millionen Japaner ihren tollpatschigen Antihelden beim Heurigen in Strebersdorf sehen.

Gastreise

Die Partnerschaft zwischen den beiden 21. Bezirken war naheliegend. Beide befinden sich im Norden der Städte, so wie Floridsdorf an die Donau grenzt, liegt Katsushika am Edo-Gawa. Alle zwei Jahre fahren fünf Floridsdorfer Schüler für zwei Wochen zu Gastfamilien nach Tokio und fünf junge Japaner kommen nach Wien.

Kirschblütenfest auf der Donauinsel

Wie sich der 21. Tokioter Hieb im Floridsdorfer Straßenbild widerspiegelt? "Es gibt den Kirschenhain auf der Donauinsel, wo wir jedes Jahr ein Kirschblütenfest feiern, das Bezirkswappen an der Brünner Straße und die Katsushikastraße", sagt Exl-Biedermann.

Asia-Connection

Die Wiener Bezirke scheinen überhaupt ein großes Faible für Ostasien zu haben. Die Innere Stadt, Hernals, Döbling, Floridsdorf und Donaustadt haben Partnerbezirke in Tokio. Hietzing ist mit einem Stadtteil in Osaka verbandelt, Meidling hat eine Partnerschaft mit der Stadt Gifu. Alsergrund mit Takarazuka und Dongcheng in Peking. Dem ersten Pekinger Bezirk widmet der 9. Wiener „Hieb" derzeit eine Fotoschau: Ab morgen, Freitag, sind in der Volkshochschule in der Galileigasse Bilder aus der „Verbotenen Stadt" zu sehen.

Wieden ist mit Armenien befreundet

Wieden hat sich derweil in Europa umgesehen – und ist mit dem Bezirk Qanaker-Zeytun in der armenischen Hauptstadt Eriwan befreundet. Seit Sommer 2006 pflegen die beiden Stadtteile eine Bezirkspartnerschaft. "Zum einen leben sehr viele Armenier im vierten Bezirk", sagt die schwarze Bezirksvorsteherin Susanne Reichard, "zum anderen hat der armenischstämmige Handelsmann Johannes Diodato den Kaffee nach Wien gebracht. Von daher passt das ganz gut zusammen."

Während sich die armenischen Besucher vor allem für das hiesige Gesundheitssystem sowie diverse Schulorganisationsfragen interessieren, steht aus Wiener Sicht der kulturelle Austausch im Vordergrund: "Vielen wurde erst dadurch bewusst, dass Europa nicht am Balkan aufhört. Und den wenigsten ist klar, dass Armenien der älteste christliche Staat ist", sagt Reichard.


Noch jung ist die Beziehung zwischen der Leopoldstadt und Brooklyn:_Während der Wien-Tage in New York im März 2007 bemühte sich Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) erfolgreich um eine Partnerschaft. Der Kontakt zwischen den jüdischen Gemeinden in den beiden Stadtteilen soll so künftig verstärkt werden.


Für sämtliche Besuche in den diversen Partnerregionen kommen die Delegationsmitglieder selbst auf. „Als Politiker kann man die Reisekosten aber von der Steuer absetzen. Und einiges als Spesen verrechnen", sagt Reichard.


Heeres-Bande


Eine funktionierende und exotische Partnerschaft kann man auch ganz gut zu Hause pflegen. Seit 15 Jahren ist der schwarz regierte 18. Bezirk mit dem Militärkommando Wien befreundet. "Wir haben uns gegenseitige Unterstützung zugesagt, Vertrag gibt's aber keinen", sagt Vorsteher Karl Homole. Während der Bezirk Preise für diverse militärische Wettkämpfe stiftet, ist das Heer zur Stelle, wenn es in Währing etwas zu tun gibt. Zuletzt spielte ein Bläserquartett auf, als für den verstorbenen Bezirkspolitiker Gottfried Natschläger ein Baum gepflanzt wurde. „Manchmal kommt auch ein Bursch, der zum Bundesheer muss zu mir und bittet mich, ihm zu helfen, in eine bestimmte Einheit zu kommen. Dann schaue ich halt, dass das klappt." (Bettina Fernsebner-Kokert und Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe 22.1.2009)