Wien - "Dieses Geld geht nirgendwo anders in der Kunstförderung ab", betont Kulturmanager Martin Fritz. Stimmt, denn die eine Million Euro, die die Stadt zur Förderung des Kunststandortes Wiens ausschütten wird, wird einmal nicht das Kulturbudget schmälern:Es ist eine Wirtschaftsförderung. Das heißt auch, dass damit 670.000 Euro Privatinvestitionen in den Wiener Kunstmarkt fließen, denn jedes eingereichte Projekt muss zu 40 Prozent eigenfinanziert sein.

Departure, die Wiener Kreativ-Förderagentur, hat zu diesem Zweck den Themencall "Focus Kunst: Handlungsfelder und Verwertungsstrategien" ausgerufen - gesucht werden innovative und wirtschaftlich nachhaltige Projekte (maximal 200.000 Euro), die in den Bereichen "Vermittlung, Kommunikation und Vertrieb" , "Kaufen, Verkaufen und Sammeln" sowie "Standortstärkung, Kooperation, Internationalisierung" ansetzen.

Ein Ruf, der nicht nur Galeristen ereilen soll, sondern auch Dienstleister, Agenturen, Verleihorganisationen und andere (Einzel-)Unternehmer, die mit der Verwertung künstlerischer Arbeit beschäftigt sind. Gefragt sind Projekte, "die sich unter dem Strich für eine Galerie vielleicht nicht sofort rechnen" , erklärte Departure-Leiter Christoph Thun-Hohenstein bei einer Informationsveranstaltung am Montag, "die aber so viel an neuem, richtungsweisendem Profil bringen, dass es sich insgesamt doch rechnet."

Auch der Zeitpunkt - mitten in der Finanzkrise - sei gar nicht so schlecht, meint Thun-Hohenstein, da die Fördermaßnahme auf völlig neue Ideen abziele:"Was kann ich anders, was kann ich besser machen?" , sind die Fragen, die darauf abzielen, Wien durch spannende und anregende Kunstproduktion insgesamt international interessanter zu machen. Ausschlaggebend für einen positiven Entscheid der Jury, in der neben Martin Fritz sechs weitere Kunstexperten (Vorsitz Christian Rattemeyer, Kurator am MoMA) und nur ein Unternehmensexperte sitzen, sei allein der Innovationscharakter der Projekte, für die auch künstlerische Non-Profit-Organisationen im Verbund mit wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen einreichen können: Gefragt ist, was sich vom laufenden Geschäftsbetrieb abhebt und neues Publikum oder Standorte erschließt. Viele solcher Projekte, so hofft Thun-Hohenstein, harren in Schubladen ihrer Verwirklichung.

"Wir sind noch zu jung, so viele Schubladen haben wir noch nicht in der Galerie", lacht Thomas Wüstenhagen von der Galerie Layr Wüstenhagen. Man brüte aber seit letztem Herbst über Ideen und werde ganz sicher einreichen. So wie Martin Janda oder Christine König. Letztere hat der Ideen gleich zwei und nun die Qual der Wahl. (kafe, DER STANDARD/Printausgabe, 27.01.2009)