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Hans-Jörg Schelling, neuer Lieblingsgegner der Ärztekammer.

Foto: APA/Rene van Bakel

Hans-Jörg Schelling hat in seiner ersten Woche im neuen Amt geschafft, wofür die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky immerhin ein paar Monate gebraucht hat: Der Vorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger ist binnen weniger Tage zum neuen Lieblingsgegner der Ärztekammer mutiert. Er wolle, kündigte Schelling an, den Ärzten die Qualitätskontrolle für den eigenen Stand entziehen. "Kampfrhetorik" nannte das Kammerpräsident Walter Dorner, der aus Schellings Worten eine "ultimative und unheilschwangere Konfliktneigung" herausgelesen haben will.

Ein Blick auf Schellings Biografie zeigt, dass er Konflikten nicht unbedingt aus dem Weg geht. Als Geschäftsführer und Teil-Eigner von "XXXLutz" machte er das Möbelhaus zum Marktführer (und überrundete seinen langjährigen Arbeitgeber kika/Leiner, von dem er im Streit geschieden war). Und als ÖVP-Gemeinderat in St. Pölten fand er sich vor Gericht wieder und wurde wegen übler Nachrede gegen den damaligen SPÖ-Bürgermeister Willi Gruber verurteilt. Schelling selbst sieht sich als "äußerst umgänglichen und dialogbereiten Menschen", der aber "kreative Konflikte" schätzt.

In die Politik kam der Manager durch Erwin Pröll. "Solche Leute wie dich brauchen wir, aber die tun sich sowas ja nicht an", habe der Landeshauptmann seiner Wahlheimat Niederösterreich sinngemäß zu ihm gesagt - der gebürtige Vorarlberger Schelling hat es sich angetan und kam auf diesem Weg in die Wirtschaftskammer, deren Vizepräsident er ist.

Auch mit der Gesundheitspolitik kam Schelling dort in Berührung; nach einigen Monaten als Obmann der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt wurde er im Dezember zum Hauptverband-Vorsitzenden gewählt. Damit hat er sich einen anderen Karriereweg verbaut: Schelling, der bisher eineinhalb Jahre im Nationalrat saß, wäre der drittgereihte "Nachrücker" auf der Bundesliste, falls andere Mandatare aufhören - mit seiner neuen Funktion wäre das aber nicht vereinbar. Bei Lutz sitzt der verheiratete Vater zweier Töchter nach wie vor im Aufsichtsrat, ebenso wie beim Fußball-Zweitligisten SKN St. Pölten.

Seit Jahresbeginn widmet sich der 55-Jährige einem neuen Betätigungsfeld: Er hat das Weingut des Stiftes Herzogenburg gepachtet, wo er auf rund zehn Hektar vor allem Veltliner anbauen will - seine Lieblingssorte. Zudem kocht Schelling gern für mehrere Dutzend Leute. "Das erfordert nicht nur kulinarisches Talent", meint er, "sondern auch viel Management." (Andrea Heigl/DER STANDARD Printausgabe, 28. Jänner 2009)