Rom - Der westafrikanische Staat Liberia sieht sich einer regelrechten Naturkatastrophe gegenüber: Eine Raupeninvasion vernichtet derzeit riesige Flächen von Nahrungspflanzen und breitet sich langsam auf die Nachbarstaaten Guinea und Sierra Leone aus. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf hat die internationale Staatengemeinschaft um Hilfe gebeten und für ihr Land den Notstand ausgerufen.

Der zwei bis vier Zentimeter lange afrikanische Armyworm (Spodoptera spp) zählt in Afrika zu den schlimmsten Schädlingen der Landwirtschaft. Wenn das Problem nicht rasch gelöst werde, könne sich das Problem über die Landesgrenzen ausbreiten und auch in den Nachbarstaaten gefährlich werden, meinen Agrarexperten. Auf ihrem Fresszug durch das Land schneiden die haarigen Raupen Menschen sogar den Weg zu ihren Häusern ab, berichtet die Welternährungsorganisation FAO. Für das ohnehin verarmte Liberia sind die Schädlinge eine weitere Katastrophe, wie der FAO-Beauftragte für Liberia, Winfried Hammond, berichtet.

Verseuchtes Wasser

Verschärfend zur Lage kommt noch hinzu, dass Wasser aus vielen Tanks und Leitungen nicht mehr konsumiert werden kann, da es von Exkrementen der Motten-Larven verseucht ist. Zudem sind zahlreiche Dörfer in den am schlimmsten betroffenen Regionen nicht mit dem Auto erreichbar. Damit könne auch nicht exakt festgestellt werden, ob und wie stark einzelne Landstriche von dem Wurmbefall betroffen sind.

Die FAO ist derzeit daran, Experten von Ghana und Sierra Leone heranzuziehen. Einige Insektenproben wurden zur genauen Bestimmung nach Akkra, der Hauptstadt Ghanas, geflogen, um die wirksamsten Insektizide zu ermitteln.

Internationale Hilfe nötig

Um eine wirkungsvolle Aktion einzuleiten, ist das westafrikanische Land aber auf internationale Hilfe angewiesen. Eines der größten Probleme ist die Tatsache, dass die Raupen im Blätterwald in mehr als acht Metern Höhe leben. Während der Nachtstunden können die fertigen Motten, die 500 bis 1.000 Eier legen, auch weite Strecken zurücklegen und damit andere Regionen befallen. Die Katastrophe in Liberia ist die schlimmste seit 30 Jahren. Zuletzt richteten die Insekten vor drei Jahren verheerende Schäden in Ghana an. (pte/red)