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"Bitte zugreifen" lautet das Motto derzeit bei Jobs in der Versicherungsbranche

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Robert Lasshofer (GD Stv., Vorstandsmitglied Wiener Städtische Versicherung)

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Louis Norman-Audenhove (Generalsekretär VVO, Vorstand Bildungsakademie Öst. Versicherungswirtschaft)

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Katja Meier-Pesti (Senior Manager psychonomics)

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In Zeiten des allgemeinen Stellenabbaus in vielen Branchen ein ungewöhnlicher Aufruf: die heimische Versicherungswirtschaft sucht noch 2.000 Mitarbeiter für den Außendienst. Mit einer Kampagne, die Mitte Februar startet, will der Versicherungsverband Österreich (VVO) um sie werben. Im vergangenen Jahr konnten bereits 1.000 Stellen besetzt werden. Gesucht werden "verantwortungsvolle Menschen, die gerne eigenständig und mit anderen Menschen arbeiten, Freude am Verkauf haben und nicht den ganzen Tag im Büro sitzen wollen".

"Krisensichere Branche"

"Der Versicherungssektor ist ein stabiler Pfeiler in der heimischen Wirtschaft", sagt VVO-Generalsekretär Louis Norman-Audenhove und erklärt das unter anderem damit, dass Versicherungsprodukte immer mehr gebraucht werden. Der Bedarf wachse sowohl bei der Vorsorge, wie zum Beispiel bei Pflegeversicherungen, als auch bei Sachversicherungen, so Robert Lasshofer, Vorsitzender des Komitees für Marketing und Vertrieb im VVO und stellvertretender Generaldirektor der Wiener Städtischen VIG. Auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten werde eine Haftpflicht- oder Feuerversicherung als letztes gekündigt.

"Quereinsteiger willkommen"

Derzeit arbeiten rund 15.000 Mitarbeiter im Außendienst. Der Frauenanteil liegt heute bei über 16 Prozent, vor fünf Jahren noch bei nur fünf Prozent. Dennoch sind weibliche Versicherungsberater in der Branche nach wie vor unterrepräsentiert. Sie sollen mit der Kampagne besonders angesprochen werden. Da Bewerber schon Berufs- und Lebenserfahrung aus anderen Bereichen mitbringen sollten, sind Versicherungen besonders auf Quereinsteiger aus anderen Berufen eingestellt - sie sind auch eine wichtige Zielgruppe. Die Versicherungsunternehmen sorgen selbst für die Ausbildung der Neueinsteiger, begleitet von Mentoring durch erfahrene Kollegen.

Weg vom negativen Image

"Das Image des Berufs ist nicht so gut wie es sein sollte", kritisiert Lasshofer, denn das Bild des "Keilers" in den Köpfen der Menschen entspreche nicht dem, was der Beruf heute bedeute - ein Versicherungsberater sei heute kein "Vertreter" mehr, sondern ein lebenslangen Begleiter, der gut ausgebildet sein muss. "Versicherungsberater ist ein Job mit vielen Vorteilen, ist aber anspruchsvoll", so Norman-Audenhove, "er ermöglicht selbstbestimmtes Arbeiten, bietet aber auch soziale Sicherheit." Tatsächlich beträgt das Einstiegsgehalt im Außendienst durchschnittlich 1.800 Euro brutto, davon rund 1.200 Euro Fixum. Das Verhältnis Fixum zu Provision ist bei einem Neueinsteiger 70:30. Mit der Zeit nehme der Anteil des Fixums ab, so Lasshofer. Im Durchschnitt komme man auf 3.000 Euro brutto.

Studie zur Zufriedenheit mit Job

Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Psychonomics unter 182 angestellten Außendienstmitarbeitern ist die Zufriedenheit mit dem Beruf bei 86 Prozent "gut" bis "ausgezeichnet", mehr als 90 Prozent glauben, dass sie den Beruf in drei Jahren noch ausüben werden. Als Hauptmotive für die Berufswahl gelten die Arbeit mit Menschen und die Hoffnung auf guten Verdienst. Als wichtige Kompetenz wird das Selbstmanagement eingeschätzt, da die Zeit teilweise sehr flexibel eingeteilt werden kann.

Herausforderungen

Neben Bereitschaft zu ständiger Weiterbildung ist auch Allgemeinwissen für den Beruf gefragt. Schwierig macht den Job die Tatsache, dass Versicherungsprodukte abstrakt sind, nicht greifbar und für die Zukunft konzipiert. Das macht den Verkauf eben zur Herausforderung. Zu kämpfen haben die Versicherungsberater laut der Studie nach wie vor auch damit, dass die Bevölkerung ihnen oft mit großer Skepsis begegnet. Das Bild vom Beruf, für den man sprichwörtlich "große Füße" brauche, um sie zwischen Türrahmen und Tür zu platzieren, sei scheinbar schwer aus den Köpfen zu verbannen, meint Norman-Audenhove. (mat, derStandard.at, 29.1.2009)