Guido Westhoff analysierte, wie Speikobras ihre hohe Treffergenauigkeit erreichen.

Foto: Frank Luerweg/Uni Bonn

Hamburg - Wird sie attackiert oder fühlt sich bedroht, greift sie zunächst zu ihrer "Fernwaffe": Was die Speikobra dabei besonders gefährlich macht, ist die Zielgenauigkeit, mit der sie dem potentiellen Angreifer ihr Gift ins Gesicht speit. Wie das Reptil zu seiner meisterhaften Präzision gelangt, hat nun ein deutsch-amerikanisches Forscherteam analysiert.

Wie sich zeigte, sind es spezielle Kopfbewegungen, die der Speikobra helfen ihren ätzenden Toxincocktail exakt zu verteilen und das Opfer dadurch zu blenden. Die Wissenschafter zeichneten mittels neurologischen Messungen die elektrische Aktivität der Kopf- und Nackenmuskeln dieser Schlange auf. Dabei bestätigte sich ein Zusammenhang mit den komplexen Spritzmustern, mit denen die Schlange ihre Angriffsfläche vergrößert, wie man aus früheren Aufnahmen mit Hochgeschwindigkeitskameras weiß.

Angriff mit "Swing"

Sekundenbruchteile bevor das Gift das Kobramaul mit Hochdruck verlässt, versetzen die Kopf- und Nackenmuskeln den Schlangenkopf in ultrschnelle Schwingungen und bewirken somit das spezielle Spritzmuster, das die Angriffsfläche vergrößert. "Damit wird die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Teil des Gifts ins Auge gelangt", erklärt Guido Westhoff, Studienautor und Leiter des Tropen-Aquarium Hagenbeck in Hamburg. Mit Erfolg, denn bei einem Abstand von 60 Zentimetern verfehlt die Kobra praktisch nie ihr Ziel.

Nur wenn sie sich verteidigen muss, verschießt die Kobra ihr Gift. "Damit versucht sie, etwa gegenüber Greifvögeln, Warzenschweinen und Hyänen entscheidende Fluchtsekunden zu gewinnen. Ist der Angreifer zu nahe gekommen, kann ihr nur noch ein Giftbiss helfen", so Westhoff.
Beim Menschen verursacht der Giftstrahl einen brennenden Schmerz in den Augen. "Wird das Gift nicht gleich ausgewaschen, kann es über ins Auge gelangende Bakterien zur Erblindung führen", so Westhoff. Zuhause sind die Speikobras in Afrika und Asien. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in der Fachzeitschrift Physiological and Biochemical Zoology veröffentlicht. (pte/red)