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Das Ökosystem der Galapagos-Inseln wird vor allem von ursprünglich dort nicht beheimateten Arten bedroht.

Foto: APA/ENV / CONSERVATION

Wien - Tier- und Pflanzenwelt auf den Galapagos-Inseln haben sich seit dem Besuch des Vaters der Evolutionstheorie, Charles Darwin, deutlich verändert. Auch Arten der nach dem Forscher benannten Darwin-Finken sind bedroht, berichtete die Biologin Sabine Tebbich vom Department für Neurobiologie und Kognitionsforschung der Universität Wien. Hauptprobleme sind dabei einschleppte Tier- und Pflanzenarten, sowie Parasiten.

Tebbich erforscht auf den Inseln unter anderem die Fähigkeiten der für ihren Werkzeuggebrauch bekannten Spechtfinken. Die Verwendung von Werkzeug im Tierreich wird gemeinhin als anspruchsvolle Leistung betrachtet. Dennoch unterscheiden sich sogenannte Specht-Finken, welche Kaktusstacheln und Ästchen zum Nahrungserwerb einsetzen, in ihren kognitiven Leistungen praktisch nicht von verwandten Arten, welche keine Werkzeuge einsetzen. Das sind die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten von Sabine Tebbich und Irmgard Teschke über diese Gruppe der sogenannten Darwin-Finken auf den Galapagos-Inseln.

Allround-Schnabel

Specht-Finken erreichen mit Hilfe ihrer Werkzeuge Beute, die ansonsten unzugänglich wäre. So stochert der Vögel etwa mit einem Kaktusstachel in Bohrlöcher von Käfern oder Maden und holt sich den Verursacher der Löcher heraus. Der Schnabel, der sich im Zuge der Evolution bei einigen anderen Gruppen der Darwin-Finken stark in eine bestimmte Form entwickelt und für ganz bestimmte Aufgaben maßgeschneidert ist, ist bei den Specht-Finken unauffällig und eher ein Allround-Werkzeug geblieben. Ein wenig erinnert diese Strategie an den Menschen: Auch wir haben keine auf spezielle Lebensräume maßgeschneiderten Organe, dafür setzen wir notfalls Werkzeuge ein, verteidigen uns damit oder nähen uns warme Kleidung für kälteste Regionen.

Der Werkzeug-Einsatz ist für Specht-Finken dabei durchaus entscheidend. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Vögel etwa 50 Prozent ihrer Nahrung mittels Stacheln oder Stöckchen erwerben. Tebbich wollte daher wissen, ob sich der Werkzeuggebrauch auch in der Intelligenz einer Art niederschlägt. Die Tiere wurden darauf trainiert, etwa mittels Haken Leckerbissen aus Behältern zu angeln. Anschließend wurden die Situationen dann modifiziert und geprüft, inwieweit die Vögel abseits der eingelernten Bewegung so etwa wie Einsicht in die Situation zeigen und ihre Strategien anpassen.

Es zeigte sich, dass die Specht-Finken generell sehr geschickt agierten und durchaus auch lernfähig sind. So wird ein einmal für eine bestimmte Aufgabe eingesetzter Haken auch für modifizierte Herausforderungen beim Futtererwerb genutzt. Allerdings erwiesen sich Kleine Baumfinken, welche von Natur aus keine Werkzeuge benutzen, als nicht weniger geschickt und lernfähig als die Specht-Finken.

Bedrohte Vielfalt

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgit Fessl arbeitet Tebbich aber auch an der Erhaltung des einzigartigen Lebensraums der Galapagos-Inseln. Ursprünglich war die Fauna eher konkurrenzarm, so gab es kaum Räuber. "Wenn sich in so einen Lebensraum die extrem invasive Ratte drängt, so hat das dramatische Auswirkungen", so Tebbich. Ratten fressen etwa die Eier von Vögeln, Schildkröten und Leguanen.

Besonders schlimm steht es um den Mangrovenfink, von dem es am Archipel insgesamt nur noch rund 100 Exemplare an drei Standorten gibt. Fessls Forschungen haben gezeigt, dass neben den Ratten eingeschleppte Fliegen den Vögeln zusetzen. Die Maden der Insekten leben in Nestern und saugen an das Blut der Vogelbrut.

Obwohl Darwin-Finken im Hauptwerk Charles Darwins (1809-1882) "On the Origin of Species by Means of Natural Selection..." (1859) nicht erwähnt werden, gehen Wissenschaftshistoriker davon aus, dass die Vielfalt der Finken auf den Galapagos-Inseln den Naturforscher zu seinen weltbewegenden Ideen inspiriert hat. Wissenschafter gehen davon aus, dass sich sämtliche 15 Arten der heute Darwin-Finken genannten Vögel aus einer einzigen Spezies entwickelt haben. Mangels Konkurrenz haben die Finken die verschiedenen Lebensräume erobert und etwa ihre Schnäbel an die verschiedenen Nahrungsquellen angepasst. (APA/red)