Die chemischen Bausteine des Glückshormons an der Schallschutzwand lassen den Lärm des vorbeidonnernden Verkehrs des Innsbrucker Südrings für die Bewohner des Tivoli-Areals verschwinden.

Foto: NHT

Innsbruck - "Normalerweise bauen wir 100 Wohnungen. Die Herausforderung am Tivoli-Areal war also für uns Bauträger gewaltig" , erzählt der Chef der Neuen Heimat Tirol (NHT), Klaus Lugger. Denn: 472 Wohnungen wurden am ehemaligen Innsbrucker Fußballplatz errichtet, die städtischen Wohnungen von der Neuen Heimat, die frei finanzierten Eigentumswohnungen von der Zima-Wohnbau.

Auf die "Durchmischung" käme es an, sagt Lugger. Auch wegen eines Migrantenanteils von 30 Prozent sei es wichtig, Eigentumswohnungen am Gelände zu verkaufen. "Probleme" gebe es wegen verschiedener Nationalitäten aber keine. Er, Lugger, sei auch in der Hausverwaltung und würde das wissen.

Auch zwischen "Alt und Jung" gebe es keine Reibereien. Noch sei es allerdings zu kalt, um in den Pipes und auf den Rampen des Skater-Parks richtig "Gas zu geben". Besonders "stolz" ist Lugger auf den "größten" Innenhof, der seit 50 Jahren in Innsbruck gebaut wurde.

Ursprünglich ein Gasthaus

Seinen Namen bekam das Areal ursprünglich von einem Gasthaus. Das Gasthaus Tivoli wurde 1903 eröffnet. Schon ein Jahr später, 1904, kaufte die Stadt Innsbruck das Gelände, das vorerst als Viehmarkt, als Kinderspielplatz und schließlich ab 1913 als Sportplatz Verwendung fand.

Das "alte" Tivoli-Sportgelände mit dem in den Fünfzigerjahren errichteten Fußballplatz und den zwei zusätzlichen Leichtathletikplätzen umfasst eine Fläche von 70.000 Quadratmetern. In den Neunzigerjahren begann die Stadt Innsbruck, Pläne für eine Erneuerung des Tivoli-Areals zu schmieden. Ursprünglich wurde ein neuer Fußballplatz am gleichen Gelände geplant. Dieser hätte allerdings das angrenzende Tivoli-Freibad nahezu gänzlich "beschattet".

Der neue Fußballplatz wurde schließlich nicht am Tivoli-Gelände neu errichtet, sondern ab 1999 neben die Olympia-Eishalle an die Südseite des Innsbrucker Südrings verlegt. Das war der Start für das Projekt "Wohnen am Tivoli" . 2001 wurde ein zweistufiger europaweiter Wettbewerb für die Bebauung des Tivoli ausgeschrieben. In der ersten anonymen Stufe nahmen 75 Architekten an dem Wettbewerb teil. In der zweiten Stufe gingen schließlich aus zwölf für die Weiterbearbeitung gewählten Büros als Sieger das Büro Greulich/ Dubokovic aus Darmstadt mit der Grünanlagenplanerin Bezzenberger hervor. Im Jahre 2003 wurde das Leitprojekt dann durch die "Arge Tivoli - Leben an der Sill" weiterentwickelt. 2004 wurde schließlich der Flächenwidmungsplan aufgelegt, Investoren wurden eingeladen, das Areal nach dem vorgegebenen städtischen Rahmen zu bebauen. Den Ankaufswettbewerb gewannen 2004 die Bauträger NHT und Zima, der Vertrag wurde im Mai 2004 unterfertigt.

Kunst am Bau

NHT-Geschäftsführer Klaus Lugger ist aber nicht nur stolz, Geschäfte, Hotel, Kinderspielplatz, Büros, Skaterpark und Jugendtreff am Areal untergebracht zu haben - zwischen den Anlagen sticht die "Kunst" ins Auge. Vor dem Verkehrslärm des ans Areal angrenzenden Innsbrucker Südrings schützt etwa die Schallschutzwand "Himmelspforte" mit den chemischen Bausteinen des Glückshormons des Tiroler Künstlers Thomas Feuerstein.

Zum "Blick über die Nordkette" laden auch die originalen Straßenlampen aller Innsbrucker Partnerstädte, wie etwa Grenoble, Krakau, New Orleans oder Sarajewo von Robert Gfader ein. Mit Angaben des Breiten- und Längengrades der Ursprungslampe, erklärt Lugger. In Richtung Stadt beschließt die Sill das Wohnareal am Tivoli - Leben an der "Waterfront" nennen das Stadtplaner. Hier dient ein in Glas fließender stilisierter "Sill" -Fluss als Absperrung einer Aussichtsplattform. Doch nicht nur die "Kunst am Bau" macht NHT-Chef Klaus Lugger glücklich, auch die Kosten für "Wohnen am Tivoli" bleiben im berechneten Rahmen von 112 Millionen Euro.  (Verena Langegger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.2.2009)