Im Stadtzentrum von Klagenfurt kämpft der Lindwurm gegen Herkules - in der restlichen Stadt treten im Wahlkampf gleich zehn Parteien für die Gemeinderatswahl an.

Foto: Eggenberger

Klagenfurt - In Kärnten werden am 1. März nicht nur der Landtag, sondern auch die Gemeinderäte und Bürgermeister neu gewählt. Besonderes Augenmerk liegt dabei wieder auf der Landeshauptstadt Klagenfurt. Das Match um die künftige Stadtregierung ist hier besonders hart, denn im Unterschied zu den anderen Bezirkshauptstädten, die sich fest in sozialdemokratischer Hand befinden, ist in Klagenfurt die Parteienlandschaft zersplittert. So treten hier mit ÖVP, SPÖ, BZÖ, FPÖ, Grünen, KPÖ, Liste Ewald Wiedenbauer, Liste JoPartl, der Gaddafi-Partei und Taxi 4 zehn Parteien an.

Der Landeshauptstadt kommt - wie schon in den vergangenen Jahrzehnten - auch diesmal wieder Modell-Charakter zu. Sollte es bei der Bürgermeisterwahl zu einer Stichwahl kommen, ist Klagenfurt die kleine Bühne, auf der die künftige_Landesregierung ihre Probe hält. Seit zwölf Jahren regiert VP-Bürgermeister Harald Scheucher. Er war 1989 als ÖVP-Landeschef der Wegbereiter für den ersten nichtsozialistischen Landeshauptmann Kärntens - Jörg Haider. Nun will er es noch einmal wissen, obwohl ihm heftiger Gegenwind entgegenbläst.

Denn Scheucher drückte in seiner Amtszeit mehrere umstrittene Großprojekte gegen den Willen großer Teile der Stadtbevölkerung durch. Dazu gehören etwa das Fußball-EM-Stadion, ein Großeinkaufszentrum in der Innenstadt mit fatalen Folgen für die kleinen eingesessenen Händler oder ein Kongresshotel in einer naturschutzrechtlich sensiblen Zone. „Drüberfahren", ist das meistgehörte Prädikat über seinen praktizierten Amtsstil. Scheucher dürfte auch diesmal besser abschneiden, als seine ÖVP (die 2003 auf lediglich 31,2 Prozent kam) und damit die Stichwahl erreichen. Sein damaliger SP-Herausforderer Ewald Wiedenbauer tritt diesmal mit einer Namensliste an und spaltet damit die Klagenfurter Sozialdemokraten (derzeit 36,7 Prozent), für die Maria-Luise Mathiaschitz ins Rennen geht. Wiedenbauers Kandidatur wird von vielen als Rache an Mathiaschitz gewertet, die den damaligen Klagenfurter SPÖ-Chef über eine (nie bewiesene) Wahlbetrugsaffäre aus dem Sattel hob. Eifrig wird daher von Wiedenbauer-Anhängern Mathiaschitz orange Schlagseite (sie gilt als Freundin von Claudia Haider und BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler) hervorgehoben.

Eine Schwächung von Mathiaschitz könnte daher bedeuten, dass der BZÖ-Bürgermeisterkandidat Christian Scheider in die Stichwahl kommt. Dann wäre ein Stadt-Land-Abtausch (BZÖ-Stimmen für Scheucher und ÖVP-Stimmen für einen orangen Landeshauptmann) denkbar. Doch auch in Klagenfurt sind die Freiheitlichen (2003: 19,8 Prozent) wie auf Landesebene in Orange und Blaue zerrissen. Für die FPÖ tritt „Ironman"-Organisator Stefan Petschnig an, ein einstiger Mitstreiter des verstorbenen Landeshauptmannes Jörg Haider. In die FPÖ folgte ihm auch Mario Kuttnig, der zuerst bei der ÖVP und dann mit einer eigen Liste reüssieren wollte. Auch Petschnigs FPÖ-Wechsel hat mit persönlicher Revanche zu tun - seine Bestellung zum Klagenfurter Stadtmarketing-Chef scheiterte an ÖVP und BZÖ.

Die Grünen (10,2 Prozent) mit Andrea Wulz wären in Klagenfurt wohl aus dem Stadtsenat geflogen, hätten ihnen die ÖVP, SPÖ und BZÖ nicht im letzten Moment ein perfektes Wahlkampfthema geliefert: Sie beschlossen im Stadtsenat ein Tiefgaragenprojekt direkt neben dem beliebten Benediktinermarkt. Nach heftigen Protesten mussten sie ihren Beschluss zurücknehmen. (Eisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.2.2009)