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Der zukünftige Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner sorgt weiter für Wirbel.

foto: APA/epa/

Neues Interview, neue Aufregung: Der zum Linzer Weihbischof bestellte Gerhard Maria Wagner sorgt auch selbst dafür, dass der Wirbel um seine Person nicht abebbt.

In der aktuellen Ausgabe des profil tritt Wagner für eine Behandlung Homosexueller ein. "Da gibt es alle mögliche Therapien", wird Wagner zitiert. Ob er Homosexuelle kenne, die geheilt worden sind? "Natürlich kenne ich geheilte Homosexuelle", zeigt er sich überzeugt - und sorgt damit für einen neuen Eklat. Die Homosexuellen- Initiative (Hosi) reagierte am Wochenende empört. "Die dahinter- stehende Geisteshaltung Wagners" sei nicht nur für den gegenseitigen Dialog nicht förderlich, sondern "ein Schlag ins Gesicht aller gläubigen Lesben und Schwulen", heißt es in einer Aussendung von Sonntag. "Man kann auch Katholizismus heilen", schreibt Vereinssprecher Gerhard Friedinger weiter, und "es benötigt dazu nicht einmal einen großen Aufwand, sondern nur einen Gang zum Bezirksverwaltungsamt."

Wagner schlage "einem Teil der Gläubigen und bekanntermaßen auch des Klerus direkt ins Gesicht, wenn er die wissenschaftlich und gesellschaftlich völlig unhaltbare Forderung aufstellt, Homosexuelle müssten geheilt werden. Der ,Läuterung' und Behandlung bedürfen nicht Lesben und Schwule, sondern jene, die unheilbar von solchen Vorurteilen infiziert sind", setzt die grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek nach.

"Rechte Tendenzen" in der Kirche

Auch innerkirchlich eckt Wagner mit seinen Ansichten an. Der Propst des Stiftes Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn, warnt generell vor "rechten" Tendenzen in der römisch-katholischen Kirche. Angesprochen auf Wagner sagt er in der ORF-Sendung "Niederösterreich heute": Er halte es "grundsätzlich für nicht sehr sinnvoll, wenn Menschen in solche Ämter berufen werden, die wieder eine gewisse Spaltung oder ein Auseinanderdriften in einer Diözese erzeugen".

Der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer fühlt sich rund um die umstrittene Ernennung Wagners zum Linzer Weih-bischof an kontroversielle päpstliche Bischofsernennungen in den 1980er-Jahren erinnert. Er sehe hier Parallelen, sagte der gebürtige Oberösterreicher in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung.

Er gehe davon aus, "dass Teile der Ortskirche im Vorfeld der Entscheidung durchaus eingebunden waren, andere Teile allerdings nicht". Zur zum Teil heftigen Kritik am künftigen Linzer Weihbischof meint der Innsbrucker Bischof: "Ich habe persönlich Verständnis für Kritik, aber diese Kritik muss mit Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen werden." Im Übrigen hoffe er, "dass sich Menschen auf die Mitte besinnen und zubewegen". Er kenne Wagner aus "Studienzeiten", man sei sich aber "in den vergangenen Jahren fremd geworden".

Für den Pastoraltheologen Paul Zulehner, der den künftigen Weihbischof mehrfach kritisiert hat, sind dessen Homosexuellen-Aussagen eher eine "Einzelmeinung", eine Position, die höchstens "ein Teil der Kirche am rechten Flügel" einnimmt. Eine Minderheit, denn: "Die Mehrzahl meint: Hört doch genau zu, was die moderne Forschung dazu sagt." (APA, red, DER STANDARD, Print, 9.2.2009)