Forenbeiträge besitzen keine Aussagekraft, weil sie anonym getätigt werden und nicht repräsentativ sind, hält Ina Freudenschuß in ihrem Kommentar zur Causa Voggenhuber und den Grünen fest. Damit liegt sie jedoch nicht ganz richtig.

Die derStandard.at-Foren werden sehr stark von grünen PolitikerInnen und UserInnen, die den Grünen zumindest nahe stehen, genutzt. Johannes Voggenhuber postet schließlich selbst seit Jahren auf derStandard.at. Meistens auch ziemlich aussagekräftig. Nirgendwo kann man besser als in den Foren auf derStandard.at herauslesen, wie es derzeit um gewisse Parteien - und hier im Speziellen um die Grünen - steht.

Voraussetzung: Man braucht eine gewisse Foren-Literacy, d.h. man muss die Foren auch richtig lesen können. Dafür ist ein wenig Erfahrung hilfreich, um Kampf-PosterInnen und Trolle (UserInnen, die absichtlich in die Irre führen) heraus zu filtern. Ina Freudenschuß hat hier natürlich recht, dass die Unterscheidung auf Grund der Anonymität nicht immer einfach ist. Aber das Gute am derStandard.at-Forum: Viele langjährige UserInnen haben selbst diese Erfahrung und outen andere, die nichts Relevantes zur Diskussion beitragen oder sich offenbar nur angemeldet haben, um die immergleichen Statements abzusondern.

Liest man die um den (leider üblichen) Schwachsinn bereinigten Foren, dann kann man zu den Grünen aktuell die folgenden Aussagen treffen:

- Die neue Grünen-Spitze um Eva Glawischnig wird von der eigenen Klientel weit mehr und stärker kritisiert als die alte um Alexander Van der Bellen.

- Die UserInnen auf derStandard.at wären mehrheitlich für eine Wiederkandidatur von Johannes Voggenhuber bei den EU-Wahlen gewesen.

- Das von Armin Wolf zitierte und von Ina Freudenschuß erwähnte Zitat "Kampf-Emanzen-Partei" roch zwar eher nach Kampfposting, aber in der Forendiskussion wird auch ein Geschlechterkampf rund um die Parteispitze debattiert. Was insofern erstaunlich ist, weil hier höchstwahrscheinlich auch einige Grün-SymphatisantInnen ein Problem darin sehen, wenn Frauen an die Macht kommen.

Ob diese Aussagen im Vergleich zur herkömmlichen (sehr fehleranfälligen) Meinungsforschung repräsentativ sind? Schwer zu sagen. Sie liefern aber immerhin ein Stimmungsbild, das doch die Meinung tausender (und manchmal zehntausender) UserInnen abbildet. "Tobende Internetforen", wie sie Hans Rauscher im Gespräch mit Eva Glawischnig auf RAU-TV vorbrachte, sollte Letztere also doch nicht kalt lassen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 10.2.2009)