Dorfers Donnerstalk: Sämtliche ORF-Mitarbeiter "unfähig, nicht engagiert, unmotiviert, leistungsunwillig und leistungsunfähig" und die Landesstudios als "politisch korrumpiert".

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ORF -Generaldirektor Alexander Wrabetz wehrt sich gegen "pauschale Verunglimpfungen" von ORF-Mitarbeitern und Landesstudios - auch im eigenen Programm. Er ersuchte am Mittwoch daher in einem ORF-intern veröffentlichten Schreiben seinen zuständigen Programmdirektor Wolfgang Lorenz, "dafür Sorge zu tragen, dass bei aller Möglichkeit zu scharfer Kritik, Selbstkritik und Satire pauschale Verunglimpfung unserer Mitarbeiter unterbleibt".

"Unfähig, nicht engagiert, unmotiviert"

Konkreter Anlassfall war eine Ausgabe der Satiresendung "Dorfers Donnerstalk" vom 29. Jänner, in der sämtliche ORF-Mitarbeiter als "unfähig, nicht engagiert, unmotiviert, leistungsunwillig und leistungsunfähig" und die Landesstudios als "politisch korrumpiert" dargestellt wurden. Dass sich Wrabetz erst zwei Wochen nach der Sendung und der daraus resultierenden ORF-internen Aufregung zu Wort meldet, begründet er damit, dass nun "nach dem 'Abflauen' spontaner Gefühle eine sachliche Auseinandersetzung möglich ist".

"Billige Lacher"

Grundsätzlich wolle Wrabetz nicht "wehleidig" sein, auch seien weder die Geschäftsführung des ORF noch seine Mitarbeiter "sakrosankt". Es sei auch "in verträglichen Grenzen möglich, dass Protagonisten dieser Produktionen diverse Vorurteile gegenüber dem ORF und seinen Mitarbeitern öffentlich bedienen, um 'billige Lacher' zu generieren". "Zensur und Verbote sind für diese meine Geschäftsführung undenkbar" - allerdings ebenso wenig pauschale Verurteilungen, schrieb der Generaldirektor.

"Acht Landesstudios leisten unbestrittene objektive Arbeit"

Zum Vorwurf, die Landesstudios seien politisch "korrumpiert" meinte Wrabetz: "Wahr ist, dass acht ORF-Landesstudios hervorragende, vollkommen unbestrittene objektive Arbeit in der politischen Berichterstattung leisten. Nur weil es in einem Bundesland öffentliche Diskussionen gibt, ist es unzulässig, die Arbeit der anderen Landestudios pauschal herunter zu machen. Und auch in jenem Bundesland, wo es Vorwürfe gibt, bemühen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um guten Journalismus." Wrabetz spielt damit offenbar auf das Landesstudio Niederösterreich an, das zuletzt wegen seiner Nähe zum niederösterreichischen ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll wiederholt in der öffentlichen Diskussion stand.

Landesstudio Niederösterreich fühlt sich nicht von Wrabetz kritisiert

Das ORF-Landesstudio Niederösterreich sieht sich keinesfalls als schwarzes Schaf unter den Landesstudios. Landesdirektor Norbert Gollinger fühlt sich von den Äußerungen des ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz "jedenfalls nicht angesprochen", konstatierte er am Mittwoch in einer Aussendung.

 "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der ORF-Generaldirektor mit seinen Aussagen das Landesstudio Niederösterreich meint", so Gollinger. Schließlich habe Wrabetz erst im November erklärt, dass im Landesstudio Niederösterreich "Unglaubliches" geleistet werde. Hochrangige ORF-Quellen meinten indes gegenüber der APA, dass sich die Anspielungen auf Niederösterreich beziehen.

NÖ-Betriebsrat fordert Klarstellung

Der Betriebsrat und der Redakteurssprecher des ORF Niederösterreich fordern von Wrabetz eine Klarstellung. Sollte Wrabetz als neuntes das Landesstudio NÖ meinen, "wäre das ein Affront gegen qualifizierte und engagierte" Mitarbeiter. "Die Redakteurinnen und Redakteure des ORF Niederösterreich gehen davon aus, dass in allen neun Landesstudios hervorragend gearbeitet wird", hieß es in der von Betriebsratsobmann Robert Ziegler und dem ersten Redakteurssprecher Robert Friess gezeichneten Aussendung. Sie forderten Generaldirektor Wrabetz auf, "klarzustellen, welches Landesstudio er meint, und dies auch zu begründen". Die "notwendige Richtigstellung" lieferten die beiden auch gleich mit: "Das Landesstudio NÖ leistet hervorragende, vollkommen unbestrittene objektive Arbeit in der politischen Berichterstattung."

Strobl: "Scheinempörungen in der Öffentlichkeit"

ORF-Unternehmenssprecher Pius Strobl erklärte dazu, man sollte interne Angelegenheiten auch intern behandeln. Wird öffentliche Kritik an Teilen des Hauses laut, werde diese "ernst genommen, genau analysiert und bearbeitet - insbesondere dann, wenn es um die Glaubwürdigkeit und die Unabhängigkeit des Hauses ORF und seiner journalistischen Arbeit geht", sagte Strobl - und: "Scheinempörungen in der Öffentlichkeit dienen nicht diesem internen Prozess und sind daher fehl am Platz."(APA)