Der gebürtige Türke Efgani Dönmez über seine "Sonderstellung" während seiner Lehrzeit.

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SchülerStandard: Haben Sie in Ihrer Schulzeit den islamischen Religionsunterricht besucht?

Dönmez: Ich habe nicht nur den islamischen Religionsunterricht besucht, sondern auch den katholischen. Es ist für mich wichtig und war damals meinen Eltern wichtig, dass ich beide Seiten kennenlerne. Ich habe mich allerdings relativ schnell wieder abgemeldet.

SchülerStandard: Warum haben Sie sich abgemeldet?

Dönmez: Es gibt unterschiedliche Strömungen im Islam, die mir vermittelte Strömung war sehr konservativ. Ich konnte damit nicht, eigentlich war es ein Türkisch-Unterricht, der aber dann zu einem Religionsunterricht mutiert ist.

Letztendlich kommt es darauf an, von wem oder wie etwas vermittelt wird. Jüngstes Beispiel ist der Weihbischof Wagner.

SchülerStandard: Sie haben eine Lehre absolviert. Die Rechtswähler der NR-Wahl waren häufig Berufsschüler. Haben Sie entsprechende Erfahrungen gemacht?

Dönmez: Ich habe eine komplette Sonderstellung gehabt. Ich war nämlich der allererste Migrant, den mein Chef überhaupt eingestellt hat. In der Berufsschule war ich auch einer der wenigen mit Migrationshintergrund. Vereinzelt hat man das zu spüren bekommen, aber nicht so breit, wie man das heute erlebt.

SchülerStandard: Haben Sie Erfahrung mit Muslimen, die Demokratie ablehnen?

Dönmez: Es gibt solche Gruppierungen, und die Gründe sind vielfältig. Ich gebe Ihnen ein aktuelles Beispiel: Wenn man wegen seines Aussehens nicht in Lokale hineingelassen wird - das passiert täglich - und man sich aber echauffiert, dass sich Jugendliche mit Migrationshintergrund zusammenrotten und in ihre eigenen Lokale gehen, ist das ein Widerspruch. Die Zustände in einer Gesellschaft hängen von vielem ab: Bildung spielt eine Rolle, die Familie, die Freunde und welcher geistigen Strömung man angehört.

SchülerStandard: Wie stehen Sie zu einer Abschaffung des Religionsunterrichts an Pflichtschulen?

Dönmez: Ich denke, langfristig gehört ein Ethikunterricht statt eines konfessionellen Religionsunterrichts her. Ich finde, dass Werte vermittelt gehören, man muss aber darauf achten, wer was wie unterrichtet. Und da gibt es bei jeder Konfession Menschen, die leider Gottes das Trennende in den Vordergrund stellen.

Es gibt viele Wege, und jeder hat seine Berechtigung. Man sollte von Allmachtsgedanken abrücken. Denn diese Sichtweise beinhaltet von vornherein Konfliktpotenzial. (Valentin Klos, Paul Gelautz/DER STANDARD Printausgabe, 11. Februar 2009)