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Pudelmützen für Altbauten? Mit dieser Aktion, es handelt sich um verzierte Litfaßsäulen, wollte man im Vorjahr in der deutschen Stadt Kiel jedenfalls auf das riesige Einsparungspotenzial beim Schadstoffausstoß hinweisen, das mit Dämmmaßnahmen im Gebäudebereich erreicht werden kann.

Foto: AP/Proepper

Eine gut ausgeführte thermische Sanierung schlägt jedes Sparbuch. Zwischen 10 und 15 Prozent "Rendite" werde damit in jedem Fall erreicht, darauf wiesen Experten am Mittwoch bei einem Pressegespräch hin.

Die s Bausparkasse und die Dämmstoffindustrie wollen private Eigenheimbesitzer deshalb vermehrt zur thermischen Sanierung bewegen. "Sparen bei fossilen Energieträgern ist die beste Sparform", meinte Josef Schmidinger, Direktor der s Bausparkasse. Margarete Czerny, Wohnbauexpertin beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), verwies darauf, dass jede Milliarde, die in thermische Sanierung investiert wird, rund 12.000 Arbeitsplätze schafft.

Verpflichtende Sanierung

Michael Getzner, Volkswirtschafts-Professor an der Universität Klagenfurt, fordert nun u.a. eine Sanierungsverpflichtung für Bestandsbauten, sofern dies technisch und wirtschaftlich gesehen Sinn mache. Im Gewerberecht seien solche verpflichtenden "Updates" auf den neuesten technischen Stand beispielsweise gang und gäbe, so Getzner.

Durch eine solche Verpflichtung könnte die Sanierungsrate bei jenen Häusern, die zwischen 1945 und 1980 errichtet wurden, von einem auf drei Prozent jährlich gehoben werden. "Technisch machbar" sei dies jedenfalls bei mehr als der Hälfte dieser Bauten, schätzt Getzner.

Franz Roland Jany, Geschäftsführer der Gemeinschaft Dämmstoff Industrie (GDI), wies am Mittwoch darauf hin, dass die entsprechenden Kapazitäten in seiner Branche jedenfalls vorhanden wären. "Wir können auch kurzfristig bis zum Dreifachen der jetzigen Produktion liefern", so Jany, der außerdem darauf hinwies, dass in Österreich rund 40 Prozent der Gesamtenergie nur für Heizung und Warmwasser verbraucht werden.

Informationsdefizit

Als häufigster Grund, warum Hausbesitzer nicht zu einer thermischen Sanierung bereit sind, wurde in einer von der GDI in Auftrag gegebenen market-Umfrage "Zu hohe Kosten" an erster Stelle genannt (58 Prozent der Befragten). An zweiter Stelle folgte der Punkt "Mangelnde Informationen über Kosten, Nutzen, Finanzierung" (31 Prozent), an dritter Stelle "Unannehmlichkeiten während der Sanierung" (26 Prozent). Jany und Getzner konstatierten deshalb ein eklatantes Informationsdefizit in der Bevölkerung.

Die von der Bundesregierung geplante "thermische Sanierungsoffensive" mit einem Volumen von 100 Millionen Euro sei ein "ganz wichtiger Punkt", gleichzeitig hofft man auf neuerliche Impulse der Politik. Weitere Forderungen sind eine österreichweite Standardisierung der Sanierungsförderung, die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit der Sanierungskosten sowie Erleichterungen im Wohnungseigentumsgesetz (WEG) und im Mietrechtsgesetz (MRG).

Zinssätze gesenkt

Bei einem klassischen Einfamilienhaus müsse man mit etwa 25.000 bis 28.000 Euro an Sanierungskosten rechnen (Dämmung der Gebäudehülle und Heizkesseltausch), eine solche Investition amortisiere sich in acht bis elf Jahren, führten Schmidinger und Jany aus.

s-Bauspar-Chef Schmidinger hat sich zum Ziel gesetzt, heuer 5.000 Sanierungen zu initiieren und zumindest ein Viertel davon auch zu finanzieren. Mit der Senkung der Zinssätze auf 2,4 Prozent der Vertrags- bzw. 3,6 Prozent der Darlehenssumme habe man auch "einen Top-Zinssatz" zu bieten.

Generell registriere man am Markt wieder eine stärkere Nachfrage nach Wohnimmobilien, so Schmidinger weiter. Im November hatte es einen regelrechten Einbruch bei Finanzierungs-Anfragen gegeben, nun im Jänner sei wieder eine "Umpositionierung" festzustellen: "Die Leute kaufen wieder mehr Immobilien." (Martin Putschögl, derStandard.at, 11.2.2009)