Foto: Belvedere

Wien -  Die umfassende Retrospektive zu Alfons Mucha (1860-1939), die  bis zum 1. Juni im Unteren Belvedere  in Wien zu sehen ist, zeigt Leben und Werk des Jugendstil-Allrounders vom eleganten Pariser Dekor, das ihm Berühmtheit schenkte, bis zum "Slawischen Epos", dem späten Monumentalwerk Muchas für seine Heimat Tschechien, in mehr als 200 Werken.

Begehrt war sein Stil, allem voran für Plakate und Gebrauchsgrafiken, deren Bildsprache heute untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. Mit einem Plakat für die Schauspielerin Sarah Bernhardt erlangte er Berühmtheit, für den Juwelier Georges Fouquet gestaltete er dessen neues Geschäft mit floralen Themen. Und entwarf für seine eigenen, exklusiven Schmuckstücke ihre gesamte Präsentationsform, die in einer Nische der Ausstellung als wirkungsvolle Luxus-Kapelle nachempfunden wurde. Die Sprache des Luxus sprechen auch Muchas Illustrationsbände zur Erzählung "Ilsee, Princesse de Tripoli" oder zum "Le Pater", dem Vaterunser.

Kosmopolit des Fin-de Siècle

"Ich hoffe, sie werden von Erstaunen zu Erstaunen gehen", beschrieb der französische Kurator Jean Louis Gaillemin den Verlauf der Ausstellung. Die fragilen, ornamentalen Farbgewebe des Pariser Jugendstils werden gefolgt von den monumentalen Arbeiten Muchas, in denen er die Geschichte der slawischen Völker arrangiert: Für den "Pavillon für Bosnien und Herzegowina", den er im Auftrag der Regierung in Wien für die Weltausstellung 1900 in Paris gestaltete und der in der Ausstellung als eigener Raum rekonstruiert wurde, bis zu Auszügen aus dem "Slawischen Epos", jenem großformatigen Zyklus, der seinem Nationalgefühl gewidmet, von einem amerikanischen Mäzen gefördert und nach fast zwanzigjähriger Entstehungszeit der Stadt Prag zugeeignet wurde.

"Er war ein Weitgereister", umriss Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco bei der Pressekonferenz am Mittwoch den Tenor der Ausstellung. Von Südmähren nach Prag, wo man ihn an der Akademie ablehnte, über Wien als Hilfskraft in einer Theaterwerkstatt, zum Studium nach München, zum Ruhm nach Paris, gefolgt von Reisen in die USA und der Rückkehr in die Herzensstadt Prag. Es sind Stationen eines wechselvollen Lebens, aber auch Markierungen eines Schaffens von gewaltigen Ausmaßen und berauschendem Glanz.

Die Ausstellung sei eigentlich ein "tschechisch-österreichisches Gemeinschaftswerk", befand Husslein in ihren Dankesworten an die Leihgeber - neben Museen in Tschechien allerdings auch in Paris und anderen Sammlungen "quer durch Europa". Es ist die erste Mucha-Ausstellung dieser Dimension in Österreich, über den Sommer wird sie im Musee Fabre im französischen Montpellier und ab Herbst in der Hypo-Kunsthalle in München in jeweils leicht abgewandelter Form zu sehen sein. (APA)