Youxcity versteht sich als Wegweiser durch Wien.

Foto: Youxcity/Stefan Pölleritzer

An dem Unternehmen beteiligt sind Andreas Blumauer, Martin Kaltenböck, Andreas Koller, Jürgen Koprax, Christine Mark und Elisabeth Sonnweber.

Foto: Youxcity

"Im Tunnel gibt es ein Frühstück, das das Stundentenbörsl schont." "Die Cinethek Oz ist eine Bereicherung für den 7. Bezirk." So oder ähnlich lesen sich die Tipps, die auf der Online-Plattform youxcity (sprich: you cross the city) zu finden sind. Das Community-Portal will sich als alternativer Wien-Führer positionieren; und zwar abseits von touristischen Wegweisern und städtischer Selbstbeweihräucherung. "Meinung findet Stadt" lautet das Motto des Wiener Start-ups, das aus einem Projekt von sechs Studenten des Fachhochschullehrgangs Wissensmanagement hervorgegangen ist.

Zehn Kategorien

"Die Idee war das Lebensklima von Wien auf einer interaktiven Stadtkarte abzubilden", erläutert Martin Kaltenböck von youxcity das Konzept gegenüber derStandard.at. Anhand von zehn verschiedenen Kategorien  - etwa Wohnen, Kultur oder Ausgehen - können User ihre persönlichen Plätze in Wien beschreiben und auf dem Plan markieren. Diese so genannten youX sind auf der Google-Map verortet und Ausgangspunkte für den Meinungsaustausch in der Community. Die Mitglieder können Kommentare hinterlassen, oder die Einträge mit "Ja, ich stimme zu" bzw. "Nein, ich stimme nicht zu" bewerten. Die Beiträge kann man noch mit Fotos oder einem Video versehen.

Politiker sollen posten

Von Grätzelnews bis zu Lokal- oder Verkehrstipps: Was thematisch von Relevanz ist, entscheiden die User mit ihren Präferenzen. "Im Fokus steht aber die Bürgerbeteiligung hin zur Stadtverwaltung", präzisiert Kaltenböck die Zielgruppe. Derzeit kontaktiere man gerade die Wiener Bezirksvorsteher: "Wir laden sie ein, über youxcity darzustellen, was gerade in ihrem Bezirk auf der Agenda steht." Auf diese Weise lasse sich schnelles Feedback - etwa über geplante Maßnahmen - generieren. Politiker könnten Bürgernähe demonstrieren.

Community-Regeln

"Das Prinzip der Bürgerbeteiligung ist, dass man ein Zwei-Weg-System schafft, sonst ist es uninteressant", sieht der Jungunternehmer im Austausch das wichtigste Asset von youxcity. Lokale Bürgerinitiativen sollen die Seite als Plattform nutzen, um ihre Anliegen zu präsentieren, hofft Kaltenböck auf rege Partizipation. Eine Vorabzensur der Einträge existiert nicht. "Eigenwerbung" - etwa von Lokalbesitzern oder Shopinhabern - ist nicht explizit verboten: "Es gibt aber ganz klare Community-Regeln, die akzeptiert werden müssen." Dazu gehört zum Beispiel, "andere nicht schlecht zu machen". Bei Verstößen werden Kommentare gelöscht oder User gesperrt.

Noch wenig Nutzer

Über Erfolg oder Misserfolg von Web 2.0-Plattform entscheidet letztendlich die Anzahl der User. Und genau hier liegt noch das Manko von youxcity. Bis dato gibt es nur rund 180 Einträge. "Wir sind gerade dabei, die Bürger und vor allem auch die Stadtverwaltung an Bord zu holen", will Kaltenböck das Portal sukzessive populärer machen. Man stehe schließlich erst am Anfang. In dieser Form existiert youxcity seit Dezember, die Beta-Version ist vor gut einem halben Jahr ins Netz gegangen. Für die Basisfinanzierung hat eine Förderung des "Zentrums für Innovation und Technologie" der Stadt Wien gesorgt.

Da die Registrierung bei youxcity kostenlos ist, wollte man die Plattform ursprünglich über Werbung finanzieren. Von diesem Geschäftsmodell haben sich die Initiatoren allerdings schon bald wieder verabschiedet. "Wenn man sich die Social Network Plattformen anschaut, dann verdient kaum jemand was mit Online-Werbung", glaubt Kaltenböck nicht, dass so ein Portal über Reklame amortisiert werden kann. "Die Userzahlen müssten dafür schon enorm sein."

Software wird verkauft

Das Geld soll nicht über die Plattform selbst, sondern über die dahinter stehende Technologie reinkommen. Dieses webbasierte System firmiert unter dem Namen "youxcity Geosys". Es ermöglicht die Darstellung von Inhalten auf interaktiven Landkarten. "Wir bekommen am Anfang oft das Feedback, dass es ja nicht so schwierig sein kann, etwas einfach auf die Google-Map draufzuklatschen", räumt Kaltenböck Skepsis bei potenziellen Käufern ein. Es handle sich jedoch um "Spezialwissen, wie man geo-basierte Anwendungen baut". Der Mehrwert bestehe im "intuitiven Informationsmanagement" und der Usability. Youxcity selbst fungiere dabei als "Prototyp oder Demonstrationsobjekt", um die Technologie zu vermarkten.

"Wir haben momentan einige Projektgespräche am Laufen", berichtet Kaltenböck. Interesse signalisiert habe etwa eine Initiative, die "Kunst im öffentlichen Raum" verankern will. Konkrete Verhandlungen gebe es auch im Bildungsbereich. Ein adaptiertes System mit interaktiven Landkarten könnte österreichweit in Schulen implementiert werden. "Man kann seine Heimatgemeinde etwa in Bezug auf Geografie oder Biologie darstellen." Ein weiteres mögliches Einsatzgebiet sei der Immobilienbereich.

Mobile Applikation

Neben dem Verkauf der Software kümmern sich die Gründer gerade um die Optimierung der Plattform, dem Ausmerzen der "Kinderkrankheiten". Um die Bekanntheit von youxcity zu steigern, wird an einer mobilen Applikation gearbeitet. Weiters wolle man sich über Netzwerke wie Facebook, Youtube oder FlickR einer breiteren Masse präsentieren.

"Das System wäre prinzipiell für jede deutschsprachige Stadt möglich", glaubt Kaltenböck, mit so einem Portal auch außerhalb Wiens erfolgreich sein zu können. Das sei aber Zukunftsmusik. Momentan stehe im Vordergrund, youxcity einmal in der Bundeshauptstadt zu etablieren. Kein leichtes Unterfangen, aber letzendlich nur "eine Frage der Zeit und der Geduld", so Kaltenböck. (om, derStandard.at, 12.2.2009)