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Amnesty International organisiert am Samstag vor dem Wiener Stephansdom ein "Kiss-In".

Foto: REUTERS

 

Wien - Die kirchlichen Feiern zum Valentinstag erhalten durch die aktuellen Aussagen von Geistlichen zur Homosexualität besondere Brisanz. Mittlerweile traditionelle "Segnungsgottesdienste" für Liebende in mehreren Pfarren werden auch von gleichgeschlechtlichen Paaren besucht, zudem sind Aktionen von Homosexuellen-Initiativen nicht ausgeschlossen. So findet am Samstag vor dem Wiener Stephansdom ein "Kiss-In" statt, organisiert von Amnesty International, statt.

Die "Massenküsserei" soll der "Bewusstseinsschaffung gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe" dienen, heißt es in einer Ankündigung. Auch wenn die Gruppe "LGBT-Rechte" (Lesbian Gay Bisexual Transgender) von Amnesty International nicht direkt auf die Aussagen österreichischer Geistlichen zur Homosexualität eingeht, werden diese bei der Aktion wohl Thema sein. Um 14 Uhr startet das "Kiss-In" am Stock-im-Eisen-Platz, die "Homosexuelle Initiative Wien" (HOSI) unterstützt die Aktion zusätzlich. Um 20 Uhr beginnt der Segnungsgottesdienst im Dom. Die kirchlichen Feiern zum Valentinstag wurden von Homosexuellen bereits in den vergangenen Jahren als Anlass genommen, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Auf Anliegen aufmerksam machen

In Oberösterreich, wo die Kirchenkrise durch die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Weihbischof ihren Ausgangspunkt gefunden hat, sind offiziell keine Aktionen geplant. Die HOSI Linz hat auf APA-Anfrage zumindest keine Absicht bekundet, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Initiativen von Einzelpersonen oder anderen Gruppierungen sind aber auch dort nicht ausgeschlossen, heißt es von mehreren Seiten. Von den acht geplanten Messen ist jene in der Ursulinenkirche in Linz die bedeutendste.

In Salzburg öffnet die Pfarre St. Paul "allen frommen und weniger frommen" Liebenden die Pforten. Bei einem ökumenischen "Gottesdienst für Liebende" sind auch Homosexuelle willkommen. In kleinen, mit Rosen und Kerzen geschmückten Nischen können sich Verliebte zurückziehen und gegenseitig segnen. Die Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI) begrüßt diese verbindende Aktion der Kirche, "sie nimmt dadurch ihren integrativen Faktor wahr", lobt Obfrau-Stv. Josef Lindner. Sie hält Gottesdienste in dieser Form für "wünschenswert", gerade in Hinblick auf "diskriminierende" Aussagen über Homosexuelle des neuen Linzer Weihbischofs.

Der Seelsorgeamtsleiter in der Erzdiözese Salzburg, Dompfarrer Balthasar Sieberer, hat kein Problem mit einem "Gottesdienst der Liebenden": "Wenn ein Mensch um Segnung bittet, dann wird er gesegnet werden können." Zudem handle es sich um einen ökumenischen Wortgottesdienst, nicht um eine Trauung. (APA)