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Wien - Es herrscht eine Stimmung wie bei einem Popkonzert, und als Daniel Glattauer die Bühne betritt, wird auch ein wenig gekreischt. Das Publikum ist begeistert - dabei steht nur Daniel Glattauer auf der Bühne. Und er wirkt nicht wie ein Star. Im Gegenteil, er kokettiert mit seiner Schüchternheit.

Glattauer hat schon mehrere Bücher geschrieben, zuletzt aber zwei, deretwegen gekreischt wird: Gut gegen Nordwind hieß das erste, seit 2006 wurden davon 330.000 Stück verkauft. Seit einer Woche ist das neue Buch am Markt: Alle sieben Wellen. Beides sind E-Mail-Romane, und der zweite ist die direkte Fortsetzung des ersten. Von Alle sieben Wellen wurden binnen einer Woche bereits 100.000 Stück verkauft, nächste Woche wird es in Deutschland und Österreich in die Bestseller-Listen einsteigen.

Das Wiener Schauspielhaus ist bis auf den letzten Platz und die Stufen besetzt, es ist Buchpräsentation. Eine Stunde vor Beginn gab es keine Karten mehr. Der Verlag hat das Interesse unterschätzt, an die hundert Menschen mussten weggeschickt werden.

Das Publikum ist zu 80 Prozent weiblich. Und jung. In den Büchern von Glattauer geht es um Verliebtsein und die große Liebe, um Sehnsüchte und Hoffnungen. Um die Annäherung zweier Menschen, die über einen E-Mail-Zufall zueinandergefunden haben, sich aber (noch) nicht begegnet sind.

Glattauer sitzt alleine auf der Bühne, er liest den Part von Leo Leike. Die Emmi Rothner spielt er über den iPod ein. Standing Ovations, Jubelrufe, ein wenig Gekreische. Zum Drüberstreuen liest Glattauer noch ein paar seiner "Einser-Kastln" aus dem Standard.

Nach der Veranstaltung muss er eine Stunde lang Bücher signieren, was er natürlich gerne tut, und Fragen beantworten. Nein, das hat er nicht selbst erlebt. Dass er zuweilen angehimmelt wird, nimmt er hin. Dieses "Fan-Getue", sagt Glattauer, "das nennt man Hype". Und der kann schnell vorbei sein.

Glattauer hat sich entschlossen, dieses Mal aktiv an der Vermarktung des Buches mitzuwirken. In den vergangenen Wochen hat er dutzende Interviews gegeben. In einem davon hat er gesagt, nur den "Seitenblicken" würde er keines geben. Jetzt stehen die "Seitenblicke" da und wollen ein Interview. Es tut ihm ja so leid, jammert Glattauer, aber das geht beim besten Willen nicht. Irgendwo ist Schluss. (Michael Völker / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.2.2009)