Die Erwartungen an die Konferenz der 20 wichtigsten Industrienationen und Schwellenländer Anfang April in London sind hoch gelegt. Von einer neuen Finanzarchitektur, ja sogar Weltwirtschaftsordnung ist die Rede. Die löblichen Ansätze der gemeinsamen Bewältigung der Wirtschaftskrise werden allerdings in der Realität ziemlich konterkariert. Das zeigt sich schon beim derzeitigen Finanzministertreffen der G7 - der einst größten Industrienationen - in Rom. Dort wird gerade mehr über Fehltritte als Fortschritte diskutiert. Peer Steinbrück, Deutschlands wortgewaltiger Ressortchef, warnte vor den Fehlern der 30er-Jahre, die schnurstracks in die Große Depression führten.

Ein bemerkenswerter Vergleich, wird doch derzeit vor allem die wirtschaftspolitische Untätigkeit in der Zwischenkriegszeit als Hauptursache für die Megakrise genannt. Tatsächlich suchten die großen Player damals in der Abschottung ihr Heil und bewirkten damit ebenso eine Beschleunigung wie Verlängerung der Talfahrt.

Die derzeitigen Tendenzen sind tatsächlich besorgniserregend. Es begann mit den Bankenpaketen, bei denen fast jedes Land seinem Finanzsektor einen Wettbewerbsvorsprung verschaffte. Dann kamen die Konjunkturprogramme, die - ob in Frankreich oder den USA - vor allem der nationalen Wirtschaft zugutekommen sollen.

Der kurzfristige Vorteil für den Einzelnen ist dabei immer kleiner als der langfristige Nachteil für die Gesamtheit. Doch die geistige Abschottung von dieser Erkenntnis ist evident. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.02.2009)