Der Wiener Designer Nhut La Hong lacht sich Billigketten an und entwirft künftig für Hofer. Neu ist die Liebe der Haute Couture zu Diskontern nicht, auch nicht konfliktfrei.

Foto: Heribert Corn

Genäht wird in der Türkei. Mitbewerber zweifeln am Erfolg. Modeschaffende loben die Demokratisierung von Design.

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Wien - Designermode beim Diskonter finde er schon ein wenig deplatziert, seufzt Willi Stift. Dass Hofer Unterwäsche führe, sei noch nachvollziehbar. Sich Designerlabels in die Schütten zu holen, hält der Obmann des Textilhandelsgremiums dann doch für übertrieben. Aber jeder wolle alles machen - zu reinen Gemischtwarenhandlungen seien die Lebensmittelketten geworden.

Ab März gibt es bei Hofer Kollektionen des Wiener Modedesigners La Hong von der Stange. Der gebürtige Vietnamese flüchtete 1981 mit seiner Familie nach Vorarlberg. Er verdingte sich nach der Textilausbildung in exklusiven Wiener Boutiquen mit Änderungsschneidereien, nahm Maß an den Schönen und Reichen der hiesigen Seitenblicke-Gesellschaft und gewann diese mit eigenen Kollektionen für sich.

24 Entwürfe

24 Entwürfe unter der Marke "lineight" hat er nun für Hofer kreiert und Montagabend präsentiert. Bodyguards versperren Gästen den Weg zu den Konzernchefs. Wer aus der Reihe tanzt oder gar unerlaubt fotografiert, dem droht der Saalverweis. Man dränge eben auch künftig nicht ins öffentliche Licht, so der Tenor. Im Mai folgt eine Sommerkollektion. Genäht wird in der Türkei. Zu haben sind die in Karton verpackten Designerklamotten um höchstens 100 Euro. Umkleidekabinen werde es bei Hofer freilich nicht geben, erläutert Generaldirektor Friedhelm Dold dem Standard, der Umtausch sei ja einfach.

Hofer habe den Champagner erschwinglich gemacht, und Computer. Jetzt werde die Kette die Designermode demokratisieren. Was die Zusammenarbeit mit La Hong betrifft, sieht er Österreich als Vorreiter. Schwesterfirmen anderer Länder seien in der Beobachterrolle. Neu ist die Liebe der Promischneider zu Billigketten allerdings nicht.

Nur Gewinner

H&M etwa putzte sich mit Karl Lagerfeld, Cavalli, Viktor & Ralf heraus. Lagerfeld reagierte aber später trotz des Umsatzbooms erbost, sprach von Snobismus: H&M habe zu wenig Teile gefertigt und Konfektionsgrößen - ungefragt - größer gemacht. Er hingegen entwerfe nur Mode für Schlanke. Auch die neue Hofer-La-Hong-Liaison spaltet: Die Strategie gehe nicht auf, meinen Händler wie Ernst Mayer, Chef von Fussl. Der Kunde wisse, wofür Hofer stehe, und das sei nicht Mode.

Sie kenne keinen Fall, in dem das Konzept gescheitert wäre, hält Gerda Buxbaum, Direktorin der Modeschule Wien, La Hong die Stange. Die Kollektionen seien stets in der Sekunde ausverkauft gewesen. Sie sehe nur Gewinner: Der eine ziere sich mit bekannten Namen, der andere baue Berührungsängste ab.

Keine Berührungsängste mehr

Diese gibt es bei vielen Billigketten ohnehin nicht mehr. Vier Fünftel der Österreicher glauben, dass Hofer, Lidl, Penny dieselbe Qualität wie konventionelle Supermärkte bieten, zeigt eine aktuelle Befragung des Marktforschers OGM. Vor vier Jahren waren es 63 Prozent. 59 Prozent rechnen mit einem stärkeren Ansturm auf Diskonter - quer durch alle Einkommensschichten.

Peter Zeitler, Textilhandelschef in der Wirtschaftskammer, will die Kirche jedoch im Dorf lassen. Der Anteil der branchenfremden Diskonter am Modegeschäft sei gering, 2001 lag er bei einem Prozent.

NGOs wie Clean Clothes werfen Lidl und Hofer vor, Arbeitsrechtsverstöße bei Zulieferern zu tolerieren. Soziale Mindeststandards, zu denen sich die Unternehmen verpflichteten, würden nicht eingehalten. Dold weist das zurück. Was die neue Designerware betreffe, so brauche es dafür qualifizierte Näher und keine Massenproduktion. (Verena Kainrath/Der Standard/Printausgabe/17/02/2009)