Foto: Ludwig Rauch

Wien - Steffen Möller ist die Osterweiterung von Bastian Sick. Erklimmt der 44-jährige Lübecker Sick mit der Erklärung, warum "der Dativ dem Genitiv sein Tod" sei, die Bestsellerlisten und füllt mit heiteren Sprachstunden große Säle, so tut dies Möller, ein 40-Jähriger aus Wuppertal, mit dem Polnischen. Mit dem Unterschied, dass Sick den Deutschsprachigen ihre vier Fälle beizubringen versucht, während Möller im Polnischen gleich sieben zur Verfügung hat. Noch dazu werden auch die Eigennamen dekliniert. Es sorgt für Lacher, wenn er erzählt, was dem Stefanowi Möllerowi geschah.

Bei seinem ersten Auftritt in Wien am Montag dominierten Besucher aus Polen, denn dort ist Möller ein Fernsehstar. In den 90er-Jahren ins Land gekommen, unterrichtete er zuerst Deutsch (auch am österreichischen Institut in Krakau), wurde Kabarettist und dann als Protagonist der Fernsehserie "M jak miloœć" ("L wie Liebe") einem Millionenpublikum bekannt. In Wien erzählte Möller von Tabus der Polen, z. B. Witze über den Papst zu machen. Es gelte eigentlich nur für Johannes Paul II., während Scherze über Benedikt XVI. willkommen seien. Etwa der, bei dem jener polnische Priester krank wird, der dem Papst immer das Grußwort für die Audienz mit polnischen Pilgern schreibt. Ein alter deutscher Geistlicher, der sich an seine Jugend in Danzig erinnert, hilft aus und der Papst liest auf Polnisch vor: "Verteidiger der polnischen Post, kommt heraus, ihr seid umzingelt." (Mit diesen Worten begann in Danzig 1939 eines der ersten Gefechte des Zweiten Weltkriegs, beschrieben in der "Blechtrommel" von Günter Grass.)

In Wien lieferte Möller eine Doppelconférence mit dem aus Polen gebürtigen österreichischen Schriftsteller Radek Knapp. Der Auslandspole Knapp warf Möller vor, ihm die Bezeichnung "Weichsel-Aphroditen" für Warschaus Frauen geklaut zu haben, um dann zuzugeben, dass er sie selbst bei Heinrich Heine geborgt hatte. Das bot Möller sofort Gelegenheit, den Namen des deutschen Dichters in allen sieben Fällen des Polnischen durchzudeklinieren. (Erhard Stackl, DER STANDARD/Printausgabe, 18.02.2009)