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Publikumsmagnet: 'Last Supper - Gaza' von Vivek Vilasini

 

 

AP Photo/Paul White

Madrid - Mit strahlendem Lächeln begrüßte die psychedelische Licht-Box Fantasmas (2008) von Isaac Montoya (Espacio Mínimo, Madrid) Kunst-Weltenbummler zur "28. ARCOmadrid, Messe für zeitgenössische Kunst" (11. bis 16. Februar). Der spanische Künstler legte den "Filtro Fantasma" bei, jenen Farb- und "Geisterfilter", der Blau oder Rot blockt und Trauernde offenbart. Keine Träne hatte sein Galerist, Luis Valverde Espejo, zu vergießen. Er veräußerte nicht nur den Pop-Kasten für 18.500 Euro, sondern auch die Hälfte seines Angebots. Für ihn liefen die Verkäufe deutlich besser als 2008, nicht weniger als dreimal musste er den Stand umbauen und mit neuen Werken bestücken.

Die Anzahl der Besucher reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent, konkret auf 200.000 nach sechs Öffnungstagen. Im Vorfeld hatte eine nennenswerte Zahl von zwanzig Galerien ihre Teilnahme storniert, insgesamt kamen 238 Galerien aus 32 Ländern mit ihrem Programm nach Madrid. Darunter 13 Österreicher, die nach Spanien (79), Deutschland (31) und Portugal (15) ex aequo mit Gastland Indien die viertstärkste Kunst-Nation stellten. Und aus Indien kam auch der Publikumsmagnet schlechthin: Last Supper - Gaza von Vivek Vilasini (2007), ein Großformat-Foto, das Verschleierte beim Letzten Abendmahl zeigt, verkaufte The Guild (Mumbai) für respektable 19.700 Euro. Red Room Series - acht Fotos von und mit Anay Mann in einer Edition von 15 Exemplaren - greift das Hindu-Tabu Gay Sex auf und fand bei Photoink (Neu Dehli) für je 11.666 Euro mehrfach Käufer.

Keine Boni-Typen mehr

Zu den Superlativen der 28. Auflage gehörte klar Francis Bacons Study from the Human Body (1986) bei Marlborough (Madrid), mit veranschlagten 15,7 Millionen Euro war es klar das teuerste Kunstwerk der Messe. Allerdings blieb es - trotz aktueller Bacon-Retrospektive im Prado (bis 19. April) - (vorerst) unverkauft. Zur Stimmung hatte Rosemarie Schwarzwälder (Nächst St.Stephan, Wien) ihre eigene Theorie: "Weg sind Boni-Typen, die ein paar hunderttausend Euro loswerden wollen", so ihr Fazit. Im Programm hatte sie Polnisches, etwa den Papierschnur-Knäuel No Owner Bouquet (2008) von Agnieszka Kalinowska (16.500 Euro), der auf die Metamorphose von "No Value"-Material zum Kunstwert baut - antagonistisch zu teuren C-Prints allgegenwärtiger Foto-Art.

Georg Kargl Fine Arts (Wien) setzte auf David Maljkovic, der mit Nothing Disappears Without a Trace (2009) den Young Artists Award einheimste. Galerie Charim überzeugte mit einem Mix aus Hermann Nitsch (Schüttbild mit Malhemd, 75.000 Euro) und Christoph Schlingensief (Church of Fear, 10.000 Euro) sowie Valie Export (Gott ist ein Mann, 50.000 Euro). Helga Krobath (Krobath Wimmer, Wien) baut wie alle Kolleginnen und Kollegen noch auf Folgekäufe. Ihr motorisierter Neon-Zylinder von Max Frey, lichtraum d/50 (2008), rotiert für 6000 Euro jedenfalls schon andernorts. (Jan Marot/ DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2009)