Gefragt hat sie Andreas Feiertag.

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STANDARD: Als Leiterin des Departements Energie sind Sie bei Arsenal Research mit der Forschungsgruppe Sustainable Building Technologies betraut. Wieso braucht es die?

Bach: In Euro gerechnet werden rund 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs der EU in Gebäude investiert. Das ist enorm, die Möglichkeiten jedoch, hier massive Einsparungen umzusetzen, sind ebenfalls sehr groß.

STANDARD: Was sind Ihre Aufgaben?

Bach: Hier sind wir im Bereich Forschung, Konzeption und Beratung tätig. In Österreich und Deutschland, das sind die entsprechenden Vorzeigeländer in der EU, bewegt man sich immer mehr in Richtung Niedrigenergie- und Passivhausbauweise. Das wird auch vorangetrieben durch Baugesetze und Förderrichtlinien. Das allein reicht jedoch nicht aus. Gebäude sollten nicht nur energiesparender gebaut werden, sie sollten auch selbst in der Lage sein, Energie zu produzieren. Das kann man mit entsprechenden Technologien und Gebäudeteilen erreichen. Hier liegen unsere großen Forschungs- und Konzeptionsfelder.

STANDARD: Können Sie das etwas konkretisieren?

Bach: Das beginnt beim effizienten Einsatz von Fotovoltaikelementen, reicht über Beschattungsmöglichkeiten bis hin zu hydrothermalen Heiz- und Kühlsystemen. Gebäude sollten so weit flexibel erstellt werden, dass ihre Nutzer auf fluktuierende Energiequellen reagieren können. Das heißt, Gebäude sollten mit dem jeweiligen natürlichen Angebot von Wind, Wasser, Licht und Temperatur bestens operieren können. Das erreicht man etwa mit intelligenten Speichersystemen oder durch den Zusammenschluss mehrerer derartiger Gebäude.

STANDARD: Greift das nicht massiv in die Städteplanung ein?

Bach: Natürlich! In bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten ist man viel zu wenig auf den Zusammenhang von Energie und Städteplanung eingegangen. Hier wollen wir mit unseren entsprechenden Forschungen einen Beitrag dazu leisten. Die zentrale Frage dabei ist: Welche Bebauungsform ist mit welcher Energienutzung am effizientesten zu kombinieren?

STANDARD: Angesichts des Klimawandels: Wird es nicht wichtiger, Gebäude zu kühlen als zu heizen?

Bach: Kühlung ist eine zentrale Forschungsfrage bei uns, weltweit übersteigt der Kühlbedarf nämlich bereits den Heizbedarf. Das große Problem: Der größte Kühlbedarf fällt just zu jenen Zeiten an, zu denen generell der größte Energiebedarf herrscht. Eine Generallösung jedoch gibt es nicht. Mit Grundwasser und gezielter Lüftung kann man viel machen. Eine Alternative ist, mit Wärme zu kühlen.

STANDARD: Und wie soll das gehen?

Bach: Das geht zum Beispiel über sogenannte Absorptions-Kältemaschinen. Das sind Maschinen, die Wärme als Energiequelle nutzen, um so Kälte zu produzieren. Die Produktion von Kälte funktioniert im Prinzip über einen Wärmeaustausch, ähnlich wie bei einem Kühlschrank. Interessant ist dann aber: Habe ich in jedem Gebäude so eine Maschine oder habe ich eine zentrale Kälteproduktion, von der aus man - ähnlich wie bei der Fernwärme - über Fernkälte dann die angeschlossenen Gebäude versorgt. Ich kann auch eine Fotovoltaik-Anlage verwenden, um eine Kältemaschine anzutreiben.

STANDARD: Wie sieht das Bauen im Jahr 2020 aus?

Bach: Eines unserer Forschungsthemen ist die Gebäudehülle. Hier kann - abgesehen von vielleicht neuen, in die Gebäude implementierten Technologien wie etwa Algen, die Biomasse produzieren, oder Pflanzen, die für die Beschattung sorgen - sicherlich über Architektur und Form etliches verändert werden. Fassaden werden jedenfalls mitleben und sich an den Ressourcen ausrichten, die Gebäude selbst werden Energie produzieren und zur Verfügung stellen, vielleicht sogar für Fahrzeuge. Hier werden wir mehr zur Natur zurückkehren, Stichwort Bionik. Insbesondere bei den Baumaterialien erwarten wir große Veränderungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.2.2009)