Ein mächtiger Banyan-Baum beschattet den Strand, und zwischen seinen weit ausholenden Luftwurzeln sind Hängematten gespannt. Das An- legen des Fischer- bootes, das die neuen Gäste bringt, ist die Attraktion des Tages

Foto: Anantara Resort Si Kao
Grafik: DER STANDARD

Vielleicht ist alles nur eine Frage der Reihenfolge. Denn eigentlich gibt es nichts auszusetzen am Anantara Resort Si Kao. Der Blick auf die vorgelagerten Inselgruppen ist fantastisch, die Poollandschaft gerade neu gestaltet, die Suiten großzügig, die Uniformen des Servicepersonals adrett mit dezent asiatischem Einschlag, damit man nicht ganz vergisst, wo man sich befindet.

Die Krabi-Region an Thailands südwestlicher Küste ist nicht unentdeckt vom Tourismus. Nicht derart überlaufen zwar wie die Gegend um Phuket, aber doch gut erschlossen. In etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit erreicht man vom Flughafen Krabi aus das im Dezember 2008 wiedereröffnete Resort, das sich am Festland an der Mündung eines kleinen Flusses in die Bucht an der Andamanensee schmiegt.

In ebendiesen Fluss können Unternehmungslustige mit oder ohne Guide in den hoteleigenen Kajaks paddeln, schon nach wenigen Metern schluckt sie die diesige Stille einer Mangrovenlandschaft, die Teil des Chao-Mai-Nationalparks ist. Nebenarme verjüngen sich teils bis auf schmale Tunnel, die kaum eine Paddelbreite ausmachen, außer Krebschen und Schwärmen winziger Fische ist in dem klar-grünen Wasser nichts zu erkennen.

Nach knapp zwei Stunden Rundfahrt gelangt man ein paar Kilometer weiter wieder ins Meer und paddelt an der Küste entlang zurück zum Hotel. Außer ein paar mageren Kühen, die sich auch gern einmal in die frischen Pflanzungen des Resorts verirren und frech an den mühsam gehätschelten Rabatten zupfen, trifft man hier niemanden. Kein Strandkiosk, kein Dorf, nichts bis auf die blütenweißen Baldachine über den Teakholzliegen, die sich einsam der Sonne ergeben.

Irgendwo in der Nähe muss eine Siedlung liegen, denn jeweils am Sonntag wird zum Dinner ein thailändischer Markt präsentiert, mit fahrenden Imbissbuden, jenen nachempfunden, wie es sie draußen, im wirklichen Leben gibt. Die einheimischen Frauen zeigen, wie man Papayasalat zubereitet, aus Hygienegründen tragen sie Latexhandschuhe, daneben werden Meeresfrüchte auf Wunsch frisch im Wok zubereitet, Schweinsbraten wie hier unter der Wärmelampe gibt es draußen im muslimisch geprägten Dorf nicht.

Jeweils um sieben Uhr morgens wartet ein Yogalehrer auf bewegungswillige Hotelgäste. Mit ein bisschen Glück kommen Frühaufsteher so zu einer Einzelstunde, denn die meisten Urlauber setzen auf Passivyoga im großzügigen Spa und wollen nicht schon bei Sonnenaufgang die Yogamatte am Strand ausrollen. Da die Übungen einen festen Untergrund erfordern und Sand zwischen den Zähnen sich bei den Sonnengrüßen nachteilig auswirkt, begeben sich der Meister und die Schülerin aufs scheinbar sichere Terrain der grünen Wiese neben dem Pool. Allerdings hat der Rollrasen noch nicht wirklich Wurzeln geschlagen, und so fallen die Stellungen "Hund" und "Kerze" mehr als wackelig aus.

Auch in der schicken Beachbar, in der Hooneymooner gerne einen Drink mit Blick auf den Sonnenuntergang nehmen, auf Sitzsäcken lümmeln und die Zehen in den Sand stecken, stößt man schnell an die Grenzen der Authentizität - nämlich gerade 20 Zentimeter unter der Oberfläche. Da legt die Schaufel der Sand spielenden Kinder die Plastikfolie frei, die vor dem Aufschütten der weißen Pracht ausgebreitet wurde. Das alles könnte unerwähnt bleiben, wenn man nicht schon davor das Original gesehen hätte. Auf der nur rund 50 Kilometer entfernten Insel Ko Jum gibt es zwei Dörfer, dazwischen eine unasphaltierte Inselstraße, davor einen Strand, daran eine Handvoll einfacher Hotels. Eines davon ist das Ting Rai Bay Resort.

Insel für Leser

Ganze 15 Bungalows sind locker in einem steil ansteigenden Hang verstreut, ein mächtiger Banyan-Baum beschattet den unberührten Strand, zwischen seine weit ausholenden Luftwurzeln sind Hängematten gespannt. Nähert man sich der Bucht mit dem Longtailboot, das Gäste von der Fähre nach Ko Lanta auf dem Seeweg zum Resort bringt, blicken die gezählten zwölf Leser, die den Strand bevölkern, interessiert von ihren Büchern auf, die Ankunft der neuen Gäste ist das beliebte - und einzige Spektakel im geruhsamen Tagesablauf dieser Anlage.

Gleich beim Einchecken überreicht die freundliche Betreiberin den Ankömmlingen eine handgezeichnete Karte der Bucht und erklärt, wo direkt vor dem Resort nur 30 Meter vom Strand entfernt Koralle und Muräne wohnen. Besonders bei Ebbe seien diese beim Schnorcheln zum Greifen nahe, vom Hingreifen müsse sie aber in beiden Fällen dringend abraten.

Und wirklich, gleich am nächsten Morgen zeigt sich die einzige Schwäche dieses naturbelassenen Kleinods. Wo in der Nacht noch Orion über prachtvollen Wellen funkelte, ist jetzt tatsächlich Ebbe. Das Wasser ist bis weit hinaus in die Bucht nur noch knietief - ein Phänomen, das in der Ting Rai Bay derart massiv zum Glück aber nur bei Vollmond eintritt. Wer vom Schnorcheln genug hat, unternimmt einen Spaziergang über den kilometerlangen, von Bebauung großteils verschonten Strand, ganz Sportliche erklimmen in einem Halbtagesausflug den örtlichen Peak und schnaufen die rund 500 Höhenmeter vorbei an Kautschukplantagen bis ganz hinauf zu der fantastischen Aussicht auf die Insel Phi-Phi. Die sieht man allerdings auch von herunten und freut sich jeden Tag, dass man da und nicht dort verweilt.

Ein Bootsausflug hinüber, wo vor einigen Jahren "The Beach" mit Leonardo di Caprio gedreht wurde, hat einen das Fürchten gelehrt. Auf Phi-Phi regiert die Massenunterhaltung in Form von Tatoostudios, Bars und Divingcenters, das einzig interessante Angebot sind Bankomaten, die auf Koh Jum noch nicht anzutreffen sind. Da im Ting Rai Bay Resort aber auch Kreditkarten nur die lästige Erinnerung an eine andere, seltsam fern erscheinende Welt sind, begibt sich der Gast auf einen Ausflug in den Inselhauptort Koh Jum Pier, wo ein freundlicher Inder Gerüchten zufolge Reisechecks gegen Bargeld tauschen soll.

Auf diesem erquicklichen Spaziergang von einem kleinen tropischen Regenschauer überrascht, entschließt er sich zur spontanen Anmietung eines landestypischen Tuktuks, eines Mopeds, das mit seinem kunstfertig angeschweißten Beiwagen gut und gerne vier Erwachsene und zwei Kinder fasst. Mit dem nach Herdfeuer duftenden Fahrtwind in den nassen Haaren geht es dann flugs auf den örtlichen Nightmarket, wo die Papayas aus der bloßen Hand verspeist werden. Das ist es wohl gewesen, was im Si Kao Resort dann gefehlt hat.
Schöner Ausblick auf die Inseln, auf denen noch die Fischer den Ton angeben. Im Vordergrund das neu eröffnete Resort. (Tanja Paar/DER STANDARD/Rondo/27.2.2009)