Peter Marsch ist Geschäftsführer der jobs Personalberatung, die sich auf professionelle Personal-Besetzungen in den drei Kernbereichen
IT&Telekom, Sales und Executive spezialisiert hat

Foto: jobs Personalberatung

derStandard.at: Die Krise ist in aller Munde, ist sie auch in der Personalberater-Branche zu spüren?

Marsch: Wir spüren das schon. Schon das ganze vergangene Jahr über haben wir gemerkt, dass Kunden in den Entscheidungen schwerfälliger werden, dass Aufträge nicht kommen oder abgesagt wurden. Jetzt hat sich die Situation noch verschärft.

derStandard.at: Wie äußert sich das noch in der Branche?

Marsch: Wir merken, dass wir Aufträge schwerer bekommen. Wir haben bei Aquisitionsaktivitäten weniger Rücklauf. Die Kunden sind in ihrer Beauftragungsbereitschaft sehr zurückhalten geworden.

derStandard.at: Sie sind auf Vertrieb und Sales spezialisiert. Werden Vertriebler trotzdem gesucht?

Marsch: Im Jahr 2009 werden nach wie vor Vertriebler gesucht. Die Großen lassen aber aus. Wir merken sehr stark bei den IT und Telko-Anbietern, wo wir früher viele Kunden hatten, dass sie nun voll sind und keine Mitarbeiter brauchen. Vertrieb ist aber generell noch eine gefragte Sache.

derStandard.at: Wie wird sich die Rezession auf den Stellenmarkt auswirken?

Marsch: Das kann ich noch nicht sagen. Ich beobachte aber generell, dass die klassischen Karriere-Teile in den Tageszeitungen dünner werden, online weniger geschaltet wird. Mich freut aber, dass sich die Zahl auf einem Niveau stabilisiert hat. Wie es weiter geht, hängt von den Firmen ab.

derStandard: Glauben Sie, dass Unternehmen wieder mehr selber suchen werden und weniger Personalberater beauftragen?

Marsch: Das glaube ich schon, und zwar deshalb, weil die Unternehmen vermuten, dass jetzt wieder mehr Personal am Markt verfügbar ist - mehr als früher in der Hochkonjunktur - sie wollen es jetzt selber versuchen. Der Berater verlangt seine drei, vier Monatsgehälter. Wenn ich selber schalte, komme ich mit einem wesentlich geringeren Budget aus. Das entspricht dem Kosteneinsparungsprinzip.

derStandard.at: Gibt es innerhalb der Beraterbranche auch einen Stellenabbau?

Marsch: Bei den Beratern selbst höre ich das schon.

derStandard.at: Wer leidet mehr - die Kleinen oder die Großen?

Marsch: Es leiden alle gleich viel. Ich glaube aber, dass diejenigen, die über die Jahre Stammkunden aufgebaut haben, sich jetzt leichter tun als jene, die immer nur Kleingeschäfte gemacht haben.

derStandard.at: Wirken sich Fehlentscheidungen jetzt stärker aus?

Marsch: Für den Bewerber ist eine Fehlentscheidung eine Katastrophe, weil er sich auf dem schwierigen Markt einen Job suchen muss. Für die Firmen ist die Nachbesetzung vom Suchaufwand her wahrscheinlich nicht so hoch wie früher.

derStandard.at: Kann man die Krise auch nützen?

Marsch: Zu den Chancen gehört es neue Produkte zu entwickeln. Eine andere Chance: In ein bis zwei Jahren wird sich der Personalberatermarkt neu aufstellen. Bestimmte Player wird es nicht mehr geben, die verbleibenden werden wieder einen Markt aufbereiten können.

derStandard.at: Wer wird überleben?

Marsch: Der, der gute Qualität liefert, der gute Stammkunden aufbauen konnte. Der, der sich schlank darstellen kann - spricht Kosten reduzieren kann.

derStandard.at: Was raten Sie jungen Absolventen im Moment?

Marsch: Ich rate ihnen einen interessanten Job anzunehmen, der sie fordert. Und ich würde sagen interessanter Job vor Salär. Eventuell auch zu tieferen Konditionen zu arbeiten, als ich es eigentlich vorhatte. Dann einmal ein, zwei Jahre warten, weil die Firmen im Moment nicht so viel Budget haben. Und dann, wenn es wieder aufwärts geht, haben sie eine gute Referenz im Lebenslauf. (Marietta Türk, derStandard.at, 10.3.2009)