Elisabeth Hellinger

Foto; Info: www.schmidt-racing.at

Frage: Frau Hellinger, was braucht man, um eine gute Rallye-Kopilotin zu werden?

Antwort: Blindes Vertrauen in den Fahrer. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Denn es ist egal, wer von uns einen Fehler macht - es kann uns beide das Leben kosten. Das ist der große Unterschied zwischen Rallye und Wirtschaft: Da kommt es ja vor, dass einer Mist baut - und nur die anderen dafür zahlen müssen. Rallyefahren ist gerechter. Was man noch braucht? Einen guten Magen. Kaum einem Kopiloten ist noch nie schlecht geworden. Außer mir: Mein Vater war ein sehr schlechter Autofahrer - so wurde ich als Kind immunisiert. Und: Die Chemie zwischen uns muss absolut stimmen.

Frage: Wieso? Kann nicht jeder Routendaten vorlesen?

Antwort: Natürlich. Aber tut er es im richtigen Augenblick? Wenn ich meinem Fahrer, Waldemar Benedict, zu früh zu viel Info gebe, geht das ins Leere - und unser Peugeot Super 2000 fliegt von der Piste. Wenn ich zu spät ansage, fliegen wir auch.

Der Fahrer fährt de facto blind: Ohne Ansage, wie es nach der Kurve weitergeht, wäre er nicht halb so schnell. Er muss einschätzen, wie er meine Informationen umsetzt. Deshalb gibt es Leute, mit denen ich nie eine Rallye fahren würde - obwohl sie super Piloten sind. Nur eben nicht mit mir.
Im Straßenverkehr habe ich aber keine Angst, mit Rallyefahrern zu fahren: Die meisten fahren da viel sicherer und umsichtiger als andere Autofahrer. Weil sie wissen, wie rasch etwas passieren kann. Und auch, weil wir die Straße nicht als Spielplatz sehen: Wir toben uns dort aus, wo wir außer uns selbst niemanden in Gefahr bringen. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.2./1.3.2009)