Sonja Rubin und Kip Chapelle

Foto: Der Standard

Standard: 175.000 Menschen arbeiten in New York in der Modebranche. Die weltweite Krise trifft sie besonders stark. Warum ist das so?

Rubin: Die Stimmung hierzulande ist besonders negativ. Daran sind nicht zuletzt die Medien schuld, die eine regelrechte Panikmache betreiben.

Standard: Zu Unrecht?

Rubin: Teilweise. In der Modebranche hat sich die Krise bereits seit Jahren angekündigt. In Italien arbeiteten wir in den vergangenen Jahren mit sechs verschiedenen Produzenten zusammen. Drei davon gingen bankrott. Das Bild hier in New York ist ähnlich. Viele Produzenten im Garment District mussten in den vergangenen Jahren dichtmachen.

Standard: Hat die Modeindustrie die Warnsignale überhört?

Im Gespräch mit Stephan Hilpold erklärt Rubin, warum jetzt Mut angesagt ist. Sie betreibt im krisen-gebeutelten New York zwei Designerlabels.

Rubin: Es gab eine ähnliche Entwicklung wie in anderen Bereichen. Extreme wurden ausgereizt. Das wird jetzt hinterfragt.

Standard: Manche sprechen von einem reinigenden Gewitter ...

Rubin: Ich finde diese Metapher zynisch. Es werden jene ausgeklammert, die es nach dem Gewitter nicht mehr gibt oder die weiterhin im Regen stehen.

Standard: Positive Aspekte der derzeitigen Krise sehen Sie keine?

Rubin: Doch, natürlich. Ich glaube, dass es sowohl aufseiten der Konsumenten als auch der Industrie Vorteile gibt. Wir sind gezwungen, ein ehrliches, authentisches Produkt herauszubringen.

Standard: Bei den derzeitigen Modeschauen gehen viele Modemacher auf Nummer sicher. Ist das der richtige Weg, der Krise zu begegnen?

Rubin: Jetzt ist Mut angesagt. Eine Zeit der Krise erfordert es, alte Strukturen zu hinterfragen. Mein Partner ist der Meinung: Krisenzeiten sind die besten, um zu expandieren. 2002 haben wir unser Geschäft im New Yorker Meatpacking District eröffnet. Jetzt sind wir dabei, eine eigenständige Handtaschenlinie zu entwickeln.

Standard: Die derzeitigen Einbrüche der Modebranche in den USA werden mit 40 Prozent angegeben. Wie hart sind Sie selbst betroffen?

Rubin: 2008 lief es so gut wie noch nie, selbst in der Zeit vor Weihnachten, als andere Kunden mit extremen Rabatten lockten, waren wir kaum betroffen. Das hat sich – was unser Geschäft betrifft – seit dem 1. Jänner geändert. Im Großhandel sieht es besser aus. (Stefan Hilpold/Der Standard/Printausgabe/28.2./1.3.2009)