Noch vor wenigen Monaten hätte es Gerhard Dörfler wohl selbst nicht geglaubt: Landeshauptmann von Kärnten zu sein und an der Spitze der orangen Wahlbewegung einen Sieg einzufahren.

Viele Jahre war der politische Quereinsteiger Bankangestellter, dann als Geschäftsführer einer Bierbrauerei tätig. Der heute 53-Jährige war zwar immer ein politischer Mensch, hatte aber nie nach einer politischen Karriere gestrebt.
Das Schicksal wollte es anders. Jörg Haider holte Dörfler 2001 in die Landespolitik, als er einen Nachfolger für den politisch müde gewordenen Mathias Reichold brauchte. Der Vater zweier Töchter folgte seinem langjährigen Idol willig.
Er hatte Haider schon in den 80er-Jahren kennengelernt, als dieser bereits ein aufgehender Stern am blauen Himmel der Kärntner Freiheitlichen war. Damals schnorrte der begeisterte Laufsportler und ehemalige Meister im Mittelstreckenlauf Geld für eine Laufveranstaltung. Haider sagte sofort zu - damit war der Grundstein für eine Jahrzehnte währende Männerfreundschaft, die Dörfler später oft an die Grenze der Selbstverleugnung führen mochte, gelegt. Der zweiten Fügung des Schicksals geht der spektakuläre und selbstverschuldete Unfalltod Jörg Haiders voraus. Binnen Stunden war das Erbe der verwaisten Orangen verteilt und Gerhard Dörfler der erste Mann Kärntens.

Dass ihm die Schuhe Jörg Haiders dann doch zu groß waren, erfuhr der brachial erdige Nachfolger, der wie Haider ein penibler Kenner der Bierzelte ist, rasch. Immer wieder fiel Dörfler peinlich auf. Ein geschmackloser "Negerwitz" wurde zum fragwürdigen Markenzeichen, ebenso wie die orange Pannenjacke, die er beim Kontakt mit dem "kleinen" Wählervolk am liebsten trägt.
Denn seine Herkunft vergisst Gerhard Dörfler, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, nie. Er wurde in Deutsch-Griffen im Kärntner Gurktal geboren und lernte als eines von acht Kindern schnell, sich im Existenzkampf zu behaupten. Schon als Zehnjähriger musste er sich seine Suppe beim Sägewerksbesitzer Reinhold Huber selber verdienen, dem Oberhaupt des erzfreiheitlichen Huber-Clans, dem auch Haiders politische Ziehmutter Kriemhild Trattnig entstammt. Der Vater war Sozialdemokrat, der wegen Bruno Kreisky seine Parteimitgliedschaft zurücklegte. Mag sein, dass Dörfler dort lernte, wie im Sport, so auch in der Politik einen langen Atem zu haben - und eine Motorsäge, um im Ernstfall selber Bäume zu fällen, wenn sie ihm im Weg stehen. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD-Printausgabe, 2.3.2009)