Nicht nur Sparmeister beschäftigen sich mit der ORF-Zukunft: In Workshops erklärte ein Kultursoziologe, was er spannend findet, und was ORF-Information mit Spinat zu tun hat.

Bis 19. März soll die ORF-Spitze ein Zukunftskonzept haben. Regierung und Räte dürfte vor allem interessieren, wie die Anstalt dem AUA-Schicksal entgeht. Da geht es um Millionensparpotenziale.

Dagegen nehmen sich die intern auf fünf Stellen geschätzten Beratungshonorare bei einem anderen Zukunftsprojekt bescheiden aus. Wolfgang Pauser berät laut Website "bei der Entwicklung und Darstellung von Unternehmenskultur auf der Grundlage von kulturwissenschaftlicher Produktanalyse". Ziel beim ORF laut Cay Urbanek, in der Generaldirektion dafür zuständig: "über den Tellerrand blicken", Blick von außen, Medienzukunft und Nutzungstrends.

Spinat, Pudding, Spinat

Laut Teilnehmern erzählte Pauser in Workshops, wie seine Eltern ihn zum Spinatessen brachten: ein Löffel, dann ein Löffel Pudding, wieder Spinat. Daran erinnerten ihn "ZiB"-Hinweise vor außenpolitischen Beiträgen auf leichtere Themen danach. Ihm signalisiere das: Erst kommt was Fades. Pauser isst seither Fisch und Bananen.

Nachrichten im ORF findet Pauser glanzvoller und charmanter als andere. Roman Rafreider aber ist Pauser zu schön, um glaubwürdig zu sein. Er empfahl ein Ende der "ewigen Harmonie": Debattierende Mitarbeiter, gegensätzliche Filme zu einem Thema fände er "spannend". Pausers Assistentin habe ein gutes Gefühl bei den längeren "ZiB"-Beiträgen aus den 1970ern. Dieser Tage soll Wolfgang Pauser den Endbericht abliefern.

Laut internen ORF-Quellen hat Stiftungsrat Andreas Braun Pauser ORF-Chef Alexander Wrabetz ans Herz gelegt. Braun empfahl, "radikal Zukunft zu denken", sagt er. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 3.3.2009)