Mit 35 Hausdurchsuchungen haben Ermittler des Landeskriminalamtes Wien und des Bundeskriminalamtes in Zusammenarbeit mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), mit der Bau-, der Urlaubs- sowie der Abfertigungskasse am Montag dem Treiben einer Betrügerbande ein Ende gesetzt. Laut Major Manfred Briegl vom Landeskriminalamt (LKA) sind 15 Personen aus dem ehemaligen jugoslawischen Raum in Haft. Sie sollen mit Krida- und Sozialbetrugsdelikten in den vergangenen Jahren einen Schaden von zig Millionen Euro verursacht haben. Die genaue Höhe lässt sich noch nicht beziffern.

Im Zeitraum von zumindest 2006 bis 2009 sollen die Verdächtigen rund 40 Firmen als Gesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet oder übernommen und in den finanziellen Ruin getrieben haben. Dabei meldeten sie einen Pool von etwas mehr als 100 Arbeitnehmern mit ge- oder verfälschten Papieren an, die sie bei jeweils anderen Firmen arbeiten ließen. Diese traten dabei wiederum als Sub-Sub-Unternehmen auf.

Auftragsgelder steckten die Firmeninhaber in die eigenen Taschen. Die Unternehmen sollen nicht einmal ausreichend liquid gewesen sein, um Rechnungen für Baumaterialien begleichen zu können. Versicherungsbeiträge an die WGKK und die anderen Kassen wurden prinzipiell nicht bezahlt. "Allein die Gebietskrankenkasse hat einen Schaden von rund 20 Millionen Euro", sagte Briegl. Die Firmen seien so ruiniert, dass sich Gläubiger absolut nichts mehr holen könnten.

Spuren verwischt

Dass in all den Jahren niemand Fragen stellte, lag auch an der Abwicklung der Anmeldungen: Diese erfolgten über ein Lohnverrechnungsbüro mit seriösem Ruf. Doch die Identität der Arbeitnehmer ist bisher nicht geklärt. "Die Verdächtigen haben alle Spuren verwischt", so Briegl. Die Beschäftigten wurden von einer Firma zur nächsten verschoben.

Die Bande selbst dürfte lose hierarchisch gegliedert sein. "Es gibt mehrere Köpfe an der Spitze", sagte der LKA-Ermittler. Einer der Verdächtigen wurde bereits im Jänner festgenommen. Er soll über eine Homepage iPhones angeboten und damit einen Schaden von rund 50.000 Euro verursacht haben. Der Verdächtige benützte dabei sieben Identitäten.

Bei den Hausdurchsuchungen haben die Ermittler "kartonweise" Material zur Verfügung gestellt. Es werde Wochen dauern, dieses zu sichten, kündigte der Ermittler an. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass es weitere Hausdurchsuchungen und auch Festnahmen gibt. "Vom Baum haben wir einen dicken Ast abgesägt", meinte Briegl. Vermutlich sei mit weiteren Firmen zu rechnen, bei denen die Verdächtigen ähnlich agiert haben. (APA/dpa)