An beiden Ufern der Purpurlinie: Walter Vopava, 2009.

Foto: Abbas

Tizians Spätwerk mit dessen goldbraunem Gesamtton weiterzudenken ist eine Möglichkeit, zur Bildauffassung Walter Vopavas zu gelangen. Die Suche nach einer zeitgemäßen Unmittelbarkeit, als Gegenentwurf zur - seit der Moderne stetig anschwellenden - Kommentarbedürftigkeit der Kunstproduktion.

Gründe werden mit lasierenden Schichten hellerer Farbe überzogen. Flecken und ausufernde Farbspuren bilden eine flächig wie tiefenräumlich komplex differenzierte Ordnung aus. Partielle farbliche Einstreuungen setzen Akzente im dominierenden Übereinander gebrochener Farbschlieren, fein nuancierte Tonwert- und Buntartverschiebungen erzeugen Tiefe. Im Ansatz ist Vopavas Malerei analytisch. Den Bereich des Optischen auslotend, überprüft er kombinierend, gegeneinander stellend, untereinander mischend - letztendlich sachlich abwägend - die Möglichkeit, der Farbe Intensität abzuringen.

Naheliegende Spannungsverhältnisse, ein plakativ forciertes Hell-Dunkel oder Spielereien mit den Eigenheiten unseres optischen Wahrnehmungsvermögens sind seine Sache nicht. Walter Vopavas Terrain gestaltet sich aus kleinen Abweichungen. Bedeutung findet er in Akzidentien, wohl wissend, dass in diesen mehr verborgen liegt als im oft genug nur vermeintlich genialen Habitus der großen Geste. Dass ein analytisches Verständnis für Malerei und das behutsame Einhalten einer Distanz gegenüber unreflektiert Subjektivem nicht zwangsläufig die Aufgabe von Sinnlichkeit bedeuten muss, zeigt Vopava und vermittelt, dass "Beschränkung" durchaus barock sein kann. (mm / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.3.2009)